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„Wenn ihr alle meint, daß es sich machen läßt,“ sagte Herr Hü, „so geht bitte einmal hin und forscht nach, wie er darüber denkt! Aber ihr dürft nicht sagen, daß ich euch geschickt habe.“

So kamen sie denn zu Mosü und erzählten ihm: „Der Herr Hü hat eine Tochter und sucht einen Schwiegersohn, der in die Familie einheiratet.“

Mosü, der eben darauf bedacht war, sich bei Herrn Hü gut dran zu machen, ging mit Freuden darauf ein und bat sie inständig, die Vermittlung in der Sache zu übernehmen, indem er ihnen reichen Lohn versprach, wenn die Verbindung zustande komme.

So kamen sie denn wieder zurück und berichteten es dem Herrn Hü.

Der sprach: „Ich freue mich sehr, daß jener Herr die Heirat nicht verschmäht. Aber ich und meine Frau sind rein verliebt in diese Tochter; wir können uns kaum entschließen, sie aus der Hand zu geben. Herr Mosü ist jung und vornehm, und unser Töchterchen ist recht verwöhnt. Wenn er sie nicht gut behandelt oder es sich später etwa einmal gereuen ließe, daß er in eine andere Familie eingeheiratet hat, so würden ich und meine Frau untröstlich darüber sein. Darum muß alles vorher klar ausgemacht werden, und erst wenn er sich ausdrücklich daraufhin verpflichtet, kann ich ihn in meine Familie aufnehmen.“

Die Leute hinterbrachten dem Mosü alle diese Bedingungen, und er erklärte sich zu allem bereit. Dann brachte er Gold und Perlen und bunte Seide als Brautgeschenke dar. Darauf wurde ein günstiger Tag für die Hochzeit ausgewählt.

Herr Hü beauftragte seine Frau, mit Goldtöchterchen zu reden.

„Dein Vater“, sprach sie, „hat Mitleid mit dir, daß du so verlassen bist, deshalb hat er einen jungen Gelehrten für dich ausgesucht.“

Aber Goldtöchterchen sagte: „Ich bin zwar von niedriger

Empfohlene Zitierweise:
Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_294.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)