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Eines Tages sprach der Meister zu ihm: „Noch drohen dir drei große Gefahren, die jeder bestehen muß, der etwas Außerordentliches erreicht, da ihn der Dämonen und Geister Neid verfolgt. Und nur, wer diese drei Gefahren bestanden hat, der lebt solange wie der Himmel.“

Da erschrak Sun Wu Kung und fragte: „Gibt es ein Mittel, sich vor diesen Gefahren zu schützen?“

Da sagte ihm der Meister abermals einen geheimen Spruch ins Ohr, durch den er die Kraft bekam, sich zweiundsiebzigmal zu wandeln.

Nach einigen Tagen schon hatte Sun Wu Kung die Kunst gelernt.

Eines Tages ging der Meister im Kreise seiner Jünger vor der Höhle spazieren. Er rief den Sun Wu Kung heran und fragte: „Wie steht’s mit deiner Kunst, kannst du auch fliegen?“

„Jawohl!“ antwortete der.

„So laß mich’s einmal sehen!“

Der Affe sprang in die Höhe und kam fünf, sechs Fuß von der Erde weg. Unter seinen Füßen ballten sich Wolken, auf denen er mehrere hundert Schritt weit gehen konnte. Dann mußte er sich wieder zur Erde niederlassen.

Lachend sagte der Meister: „Das heißt in den Wolken herumkriechen, nicht auf den Wolken schweben, wie’s Götter und Heilige, die in einem Tag die ganze Welt durchstreifen, können müssen. Ich will dich den Zauberspruch des Wolkenpurzelbaums lehren. Wenn du so einen Purzelbaum schlägst, kannst du achtzehntausend Meilen weit kommen.“

Hocherfreut bedankte sich Sun Wu Kung, und er war von da ab imstande, ohne jede Schranke des Raumes sich hin und her zu bewegen.

Eines Tages saß Sun Wu Kung mit den andern Jüngern zusammen unter der Kiefer vor dem Tor, und sie plauderten über die Geheimnisse der Lehre. Schließlich baten sie ihn, er möchte ihnen einmal seine Verwandlungskünste

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 358. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_358.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)