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Herrn des Himmels, sich zu beklagen. Kurz darauf kam auch Laotse an, der von dem Diebstahl der Lebenspillen erzählte. Der barfüßige Gott kam herbei und berichtete, er sei vom himmelsgleichen Großen Heiligen betrogen worden, und aus dem Schloß des Großen Heiligen kamen die Diener gelaufen und sagten, der Heilige sei weg und nirgends zu finden. Da erschrak der Herr des Himmels und sprach: „Diese ganze Bescherung hat ohne Frage jener Teufelsaffe angerichtet.“

Nun wurde das ganze Himmelsheer mit allen Sternengöttern, Zeitgöttern, Berggöttern aufgeboten, um den Affen zu fangen. Li Dsing hatte wieder den Oberbefehl. Er belagerte den ganzen Berg, spannte das Himmelsnetz und das Erdnetz aus, so daß niemand entrinnen konnte. Dann schickte er seine tapfersten Helden zum Kampfe vor. Mutig widerstand der Affe allen Angriffen vom frühen Morgen bis zum Sonnenuntergang. Aber alle seine Getreuen waren in Gefangenschaft geraten. Da ward es ihm zu bunt. Er riß sich ein Haar aus und verwandelte es in Tausende von Affenkönigen, die alle mit der goldbezwingten Eisenstange um sich schlugen. Das himmlische Heer ward besiegt, und der Affe zog sich in seine Höhle zurück zu ruhen.

Nun war aber auch Guan Yin zum Pfirsichmahl in den Garten gekommen und erfuhr, was Sun Wu Kung getan. Als sie den Herrn des Himmels besuchte, da traf auch eben Li Dsing ein, der von der großen Niederlage, die sie am Berg der Blumen und Früchte erlitten, berichtete. Da sagte Guan Yin zu dem Herrn des Himmels: „Ich kann Euch einen Helden empfehlen, der sicher mit dem Affen fertig wird. Es ist Euer Enkel Yang Oerlang. Er hat alle Tier- und Vogelgeister besiegt und auch die Elfen in Gras und Busch unterworfen. Er weiß es, wie mans machen muß, um mit solchen Teufeln fertig zu werden.“

So wurde denn Yang Oerlang herbeigeholt, und Li Dsing führte ihn ins Lager. Li Dsing fragte Yang Oerlang, wie er es machen wolle, um mit dem Affen fertig zu werden.

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 377. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_377.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)