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Laotse nahm ihn mit sich, steckte ihn in seinen Ofen und befahl seinem Knaben, das Feuer tüchtig zu schüren.

Am Rande des Ofens aber waren die Zeichen der acht Naturkräfte eingegraben. Als nun der Affe in den Ofen kam, da suchte er Schutz unter dem Zeichen des Windes. So konnte ihm das Feuer nichts anhaben; nur der Rauch beizte ihm die Augen. Er blieb in dem Ofen sieben mal sieben Tage; dann ließ Laotse öffnen, um einmal nachzusehen. Als aber Sun Wu Kung den Lichtschein sah, hielt er es nicht mehr länger aus, sondern sprang hervor und warf den Zauberofen um. Die Wärter und Diener stieß er zu Boden, und Laotse selbst, der ihn packen wollte, erhielt von ihm einen solchen Stoß, daß er die Beine in die Luft streckte wie eine umgekehrte Zwiebel. Dann nahm Sun Wu Kung seine Stange aus dem Ohr und schlug unbesehen alles kurz und klein, so daß die Sternengötter ihre Tür schlossen und die Himmelswächter davonliefen. Er kam an das Schloß des Himmelsherrn und konnte gerade noch durch den Torhüter mit seiner stählernen Peitsche zurückgehalten werden. Nun hetzte man die sechsunddreißig Donnergötter auf ihn, die ihn umringten, aber ihn nicht packen konnten.

Der Himmelsherr sagte: „Buddha weiß in allen Fällen Rat; schnell laßt ihn holen!“

So kam denn Buddha aus dem Westen herbei mit Ananda und Kashiapa, seinen Jüngern. Als er das Getümmel sah, da sagte er: „Laßt erst mal die Waffen ruhen und führt den Heiligen heraus! Ich will mit ihm reden.“ Die Götter zogen sich zurück. Sun Wu Kung fragte schnaubend: „Wer bist du, daß du mit mir zu reden wagst?“

Buddha lächelte und sprach: „Ich bin aus dem seligen Westen Shakiamuni Amitofu. Ich habe von deinem Aufruhr gehört und bin gekommen, dich zu zähmen.“

Sun Wu Kung sprach: „Ich bin der steinerne Affe, der geheimen Sinn erlangt hat. Ich kann mich zweiundsiebzigmal verwandeln und lebe solange wie der Himmel. Womit

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 382. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_382.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)