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KINDERMÄRCHEN

1. Weiberworte trennen Fleisch und Bein. Das Märchen stammt aus mündlicher Überlieferung. „Der Vogel Rockh“, chinesisch Pong. Vgl. Dschuang Dsï Buch I, 1.

„Lauter gelbe und weiße Sachen“. Der Kleine weiß nicht, daß es Gold und Silber ist.

2. Die drei Reimer. Quelle: mündliche Überlieferung.

3. Wie einer aus Gier nach dem Kleinen das Große verliert. Quelle: mündliche Überlieferung.

„Theater gespielt“: In China wird – meist an Festtagen oder aus irgendeinem religiösen Anlaß – im Freien, auf einer provisorisch aufgeschlagenen Bühne vor dem Dorf oder dem Tempel gespielt. Ständige Theater sind nur in großen Städten.

4. Wer ist der Sünder? Quelle: mündliche Überlieferung.

5. Das Zauberfaß. Quelle: mündliche Überlieferung.

„Irdenes Faß“. In Nordchina kennt man keine hölzernen Fässer; um Wasser und andere Flüssigkeiten aufzubewahren, hat man große Gefäße aus Ton oder Steingut, die oben offen sind.

6. Das Glückskind und das Unglückskind. Quelle: mündliche Überlieferung.

„Drachen“. Der Drache ist das Symbol des Herrschers.

„Neujahr“. Das Hauptfest in China, bei dem Alt und Jung sich’s wochenlang wohl sein läßt, ist das Neujahrsfest.

7. Der neunköpfige Vogel. Quelle: mündliche Überlieferung.

Der neunköpfige Vogel ist ein bekannter Spuk, wie etwa bei uns der Nachtrabe, mit dem man Kinder schreckt.

„Haarpfeil“. Zerbrochene Schmuckgegenstände als Erkennungszeichen sind unter Liebenden häufig. Vgl. Yang Gui Fe (Nr. 90).

„Fisch“. Der Fisch war der Sohn eines Drachen. Die Drachen sind hier und häufig, wie die indischen Nagaradjas, Meergötter.

„Kürbisflasche“. Kürbisflaschen als Zaubertalismane sind in China sehr häufig. Sie werden auch benutzt, um Geister darin zu bannen, die dem Besitzer zu Diensten sind. Vgl. Nr. 81.

8. Die Höhle der Tiere. Quelle: mündliche Überlieferung.

Vgl. das Märchen von Brüderchen und Schwesterchen.

9. Der Panther. Der Panther hier ist eigentlich dasselbe Tier wie „die sprechenden Silberfüchse“ in Nr. 61.

Das Märchen setzt sich zusammen aus Motiven, die sich in „Rotkäppchen“, „der Wolf und die sieben jungen Geislein“ und „das Lumpengesindel“ wiederfinden; vgl. Kinder- und Hausmärchen, Bd. II, Nr. 162, 163, 189.

10. Das große Wasser. Quelle: mündliche Überlieferung.

Es schimmert eine Sintflutsage durch; vgl. Grimms Märchen: Die Bienenkönigin, Nr. 73. Dankbare Tiere, v. der Leyen, Das Märchen.

Empfohlene Zitierweise:
Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 387. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_387.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)