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müssen, daß sie unbegreiflich und unerforschlich sind, wie viel mehr ist es Gott selber! Nur müssen wir andernteils sagen: Eine Kenntnis von Gott müssen wir haben, denn auch Paulus sagt an der öfter erwähnten Stelle Röm. 1, 20: „Gottes unsichtbares Wesen, seine ewige Kraft und Gottheit wird erkannt.“ Manche begnügen sich mit einem zerfließenden Gottesbegriff und in solche Allgemeinheiten der Gedanken und Reden haben sich je und je die Ungläubigen geflüchtet. So kennen wir von Goethe das Wort: „Wer darf ihn nennen und wer bekennen: Ich glaube ihn. Wer empfinden und unterwinden, zu sagen: „Ich glaube ihn nicht.“ Gott ist und bleibt ihnen etwas Unfaßbares, Unbestimmtes, fast Wesenloses, sicher etwas Unpersönliches und es ist nicht möglich und nötig sich zu bemühen, ihn denkend zu erfassen. Aehnlich mystisch klingende Gedanken von der Gottheit haben auch die Modernen. Wir aber wissen: Gott hat sich uns geoffenbart dazu, daß wir ihn kennen und ihn zugleich nennen dürfen, um zu ihm rufen. So gibt es denn Namen Gottes. Freilich die Namen, welche die Völker der Gottheit gegeben haben, sind merkwürdigerweise ihrem Verständnis nach sehr dunkel. Am deutlichsten sind die hebräischen Worte. Sie gehen auf das Wort El d. h. die Kraft zurück. Das lateinische Wort für Gottheit deus dürfte wohl mit dem Himmel zusammenhängen, in dem man sich Gott wohnend denkt. Der griechische Theos, von dem Theologie und Theophanie u. a. herkommen, ist gleichfalls dunkel. Man nimmt meist an: es bedeute „den sich selbst Hinstellenden.“ Das deutsche Wort für Gott bringt Luther mit „Gut“ in Zusammenhang, was manche Sprachforscher noch für möglich halten, andere sagen: es bedeute „der Verborgene.“ – Die Namen, die Gott sich selbst gegeben hat für uns Menschen, sie sind völlig klar; es ist der Bundesname Jehova und vollends der teuere Jesus-Name, in dem Gott sich uns offenbarte. Wir wollen jetzt nicht ausführlicher von den sogen. Eigenschaften Gottes reden, das sind die Betätigungen Gottes nach außen, durch die wir ihn kennen, daß er einesteils von der Welt geschieden ist als der Ewige, Unsichtbare und Unermeßliche und doch in der Welt wirksam als der Allgegenwärtige, Allwissende, Allmächtige, Allweise und daß er von der sündigen Menschheit sich scheidet durch seine Heiligkeit und andererseits doch in Liebe und Erbarmung sich ihrer annimmt. Wir wollen nur auf die Selbstaussagen Gottes eingehen, die uns sein göttliches Wesen insoweit erkennen lassen, daß wir an ihn glauben, ihn lieben und zu ihm beten können. Das Grundlegende ist dabei das, was wir aus Jesu Gespräch mit der Samariterin entnehmen können: „Gott ist ein Geist.“ Damit wird ausdrücklich gesagt: er ist ein unsichtbares Wesen, und Paulus betont 1. Tim. 6 ausdrücklich, daß Gott wohnet in einem Lichte, da niemand zukommen kann. Er ist der Gott, den niemand gesehen hat, noch sehen kann, der Unsichtbare, der