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im Scherz einmal sagen; wir werden aber antworten dürfen: In Gott ist eine solche Fülle göttlichen Lebens, wie wir heute Vormittag schon sagten, und Gott hat Geister um sich, wie er sie haben will, reine selige Geister, die ihm dienen, daß wir die Frage wahrlich nicht zu stellen brauchen. Haben wir ein Recht zu der Frage, wie es sich mit der Entstehung der Engelwelt verhielt? Daß sie von Gott geschaffen ist, steht uns fest; darum bekennen wir im Nicaenum Gott als den Schöpfer aller sichtbaren Dinge und unsichtbaren. Wann sie aber geschaffen ist, das wissen wir nicht. Manche meinen auf Grund des soeben gebeteten 104. Psalms etwa am 2. Tag zugleich mit dem Himmel im Unterschied von der Erde. Allein es ist zu bemerken, daß der betreffende Vers des Psalms wohl eigentlich umgekehrt zu verstehen ist: Er macht die Winde zu seinen Boten und Feuerflammen zu seinen Dienern. Jedenfalls mit Sicherheit läßt sich daraus nichts entnehmen über die Frage, wann die Engel geschaffen sind. Ob mit der Welt oder vor der Welt, wissen wir nicht. Mit der Welt – dafür könnte etwa sprechen, daß sie die Diener Gottes in der sichtbaren Welt sind. Daß sie vielmehr vor der Welt geschaffen sind, dafür kann man sich auf die Hiobstelle berufen: „Wo warest du, da mich die Morgensterne lobten, und jauchzten alle Kinder Gottes“, nämlich die Engel. Da erscheinen die Engel als Zeugen und Mithelfer des Schöpfungswerkes, so daß für das eine, wie für das andere dies und jenes angeführt werden mag. Aber weiter die Frage: Wann ist die Welt geschaffen? 4000 Jahre vor Christo etwa setzen wir nach den Angaben der Schrift die Erschaffung des Menschen. Ob nun die erste Erschaffung der Welt überhaupt nur 6 Tage vorher geschehen ist? Und kann man eine bislang dauernde 6000jährige Weltzeit annehmen? Es führt uns das zur Frage nach der Dauer der Schöpfungstage. Lesen wir einfach den Bericht im 1. Mosebuch – diese gewaltige Urkunde von der Schöpfung, die wohl auf den Eindruck zurückgeht, den der erste Mensch von der erschaffenen Welt hatte, der durch die Offenbarung gereinigt wurde von sagenhaften Bestandteilen, die er im Lauf der Zeiten in sich aufgenommen hatte, – so müßten wir freilich den Eindruck haben „da ward aus Abend und Morgen ein Tag“, daß eben Tage gemeint wären, wie wir sie gegenwärtig haben. Doch ist dagegen zu sagen, daß die 3 ersten Tage unmöglich Tage jetziger Dauer gewesen sein können, da erst am 4. Tage die Sonne zum Lichtträger der Erde gesetzt wurde. Wiederum ist das Ruhen am 7. Tage auch sozusagen etwas Unbegrenztes; so können recht wohl Welttage, Gottestage, unter den 6 Schöpfungstagen gemeint sein. Wir werden niemand zu dieser Annahme nötigen, aber auch berechtigt sein, diese Annahme hegen zu dürfen. Jedenfalls, soweit wir uns auf die Forschungen, die sich auf die Entstehung der Erde beziehen, verlassen dürfen, so muß