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kommen lassen, weil er hoffen könne, daß doch das Menschengeschlecht auf bessere Bahnen gebracht würde; aber so sagt Gott, daß keine Sintflut mehr kommen soll, weil das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens böse sei von Jugend auf. Gott schaut also über das Böse des menschlichen Herzens vergebend hinweg und das tut er, diese Zusage gibt er auf grund des vorangegangenen Opfers. So haben wir hier schon den deutlichen Hinweis, daß Gott auf Grund eines Opfers, das er in Gnaden ansieht, sich des Menschengeschlechts erbarmen will. Die Barmherzigkeit triumphierte abermals wider das Gericht, als Gott diese Gnadenverheißung gab. Der völlige Triumph erfolgte als das vollkommene Opfer, das hier vorgebildet ist, gebracht wurde, als des Weibes Same der Schlange den Kopf zertrat am Kreuze. Und der letzte Triumph wird sein, wenn die alte Schlange, der Feind Gottes und der Menschen, geworfen wird in den Pfuhl, der vom Feuer und Schwefel brennt.

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 Wir sprachen von dem ewigen Liebesrat, von der ewigen Erwählung, die zurückgeht bis vor die Grundlegung der Welt hineinreicht in die Ewigkeit. Kommt nun etwa ein anderer, ein neuer Ratschluß, der Erlösungsratschluß hinzu oder gibt es etwa doch, wie Kalvin meinte, einen doppelten Ratschluß, eine Erwählung Etlicher zur Seligkeit und eine Erwählung der großen Masse zur Verdammnis? Nein! Wir werden sagen: es ist derselbe ewige Liebesrat, dieselbe ewige Erwählung, die sich nun umgestaltet, wenn wir so sagen dürfen, zum Ratschluß der Erlösung. Und den Erlösungsratschluß durch Christum, die Botschaft von der durch Christum erwirkten Erlösung, dürfen wir auf den ewigen Liebesratschluß Gottes mit vollem Recht zurückführen und in der Einladung zum Heil, die an uns ergeht, eine Auswirkung des ewigen Liebesratschlusses Gottes erblicken, der sich für uns zum Heilsratschluß umgestaltet hat. So ist der Ratschluß der Erlösung verkündigt worden alsbald nach dem Sündenfall und die ersten Menschen haben ihn auch verstanden. Adam hat daraufhin sein Weib, das er erst Männin genannt hatte, Heva geheißen, die Lebenschaffende, die Mutter der Lebendigen – eine Tat des Glaubens und ein Trost für uns, daraus zu sehen, daß unser Stammvater Adam, in dem wir alle beschlossen waren, in dem auch alle gesündigt haben, doch nicht verloren gegangen, sondern gerettet worden ist durch den Glauben an die göttliche Verheißung. Und von Eva wissen wir, daß als sie den ersten Sohn gebar, sie ihn Kain nannte, das heißt der Erworbene, denn sie meinte, sie habe den Mann, den Herrn. Sie hat sich darin getäuscht, daß sie dachte, jetzt schon den verheißenen Weibessamen zu haben; aber geglaubt hat auch sie an das Wort der göttlichen Verheißung. Nein, so rasch sollte allerdings der Erlöser nicht kommen, und so hat den Gott die Sünde der Menschen gestellt unter seine Geduld. Von der die Menschheit tragenden Geduld