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Als sich aber die Mehrzahl nicht wollte mahnen und warnen lassen, als das Verderben, wie es scheint, auch in die Reihen der Sethiten eingriff und als noch besondere Versündigungen dabei geschehen sein müssen, da beschloß Gott ein Gericht über die Menschheit, das aber zugleich ein Vorbild der Gnade wurde. In der Sintflut hat dasselbe Wasser, das die alte Menschheit vertilgte, die neue ermöglicht. Das Wasser trug die Arche, in der die 8 Seelen erhalten wurden als der Same und Anfang eines neuen Menschengeschlechts. Wohl sind die Menschen auch nach der Sintflut wieder in Sünde und Auflehnung gegen Gott verfallen; aber nun schlug Gott in seiner erziehenden Weisheit einen andern Weg ein. Er teilte die Menschheit in Völker, damit die einzelnen Völker sich untereinander im Zaume halten, eins das andere aneifern, eins dem andern wohl auch als Zuchtrute dienen sollte. So entstand die Völkerwelt nach der Völkertrennung, die Gott selber bewirkte durch die Verwirrung der Sprachen und die Völkerwelt bleibt auch unter Gottes Leitung. Im Lied Moses ist ausdrücklich davon die Rede, daß der Allmächtige die Völker zerteilt und ihnen ihre Grenzen festgesetzt hat. Und so sagt auch der Heidenapostel (Ap. 17, 26): „Er hat ihnen ein Ziel gesetzt zuvor versehen, wie lang und weit sie wohnen sollen“ und er hat auch sich ihnen nicht unbezeugt gelassen. Wohl sagt der Apostel ein anderes Mal, daß Gott die Heiden ihre eigenen Wege gehen ließ. Aber er will damit nur ausdrücken, daß er sich ihnen nicht unmittelbar geoffenbart hat, sondern sie der eigenen Entwicklung ihres Denkens, auch ihres religiösen Denkens überließ; aber so daß er sie allezeit auch in Acht behielt und auf sie schaute. Das tritt uns in wunderbarer Weise entgegen in dem Segen Nohas über seine drei Söhne, wo das Bild der Entwicklungsgeschichte der Menschheit kraft prophetischen Geistes durch den neuen Stammvater der Menschheit gegeben, wo gesagt wird, daß Gott in Sems Geschlecht sich offenbaren will, daß Japhet sich ausbreiten soll über die Erde, aber dann in den Hütten Sems wohnen, nämlich Anteil haben darf an dem in Sems Geschlecht erscheinenden Heil und wo über die Nachkommen Hams der Fluch der Knechtschaft ergeht. Und wie merkwürdig ist die Völkertafel, die im Anschluß daran 1. Mose 10 gegeben wird! Man sieht, Gott hat auch nicht ein einziges Volk außer Acht gelassen. Die Völker werden zunächst genannt, die Nachkommen Japhets sind, mit denen das Volk Israel am wenigsten in Beziehung kam, die Gott, wie es scheinen möchte am meisten ihre eigenen Wege gehen ließ, unter welchen nach jüdischer Ueberlieferung Askenas, als Stammvater der deutschen, der germanischen Völker genannt wird. Dann werden genannt die Nachkommen Hams, mit denen Israel viel mehr in Beziehung stand und auch keiner unter ihnen ist vergessen, so daß dort Völker genannt werden, die in der Weltgeschichte lange Zeit vergessen waren und erst neuerlich