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an die Gottheit; darum wird das Opfer verbrannt, damit es nicht mehr da sei, damit es insbesondere keinem irdischen, menschlichen Gebrauche mehr dienen könne. Ja es soll im Rauch aufgehen, mit dem Rauch emporsteigen zum Zeichen, daß es der Gottheit dargebracht sei. Man hat die Frage gestellt, ob das Opfer wohl auf göttlicher Einsetzung beruhe und manche Schriftausleger finden im Bericht des 3. Kap. des 1. Buchs Mose – da Gott nach dem Sündenfall den Menschen Kleider aus den Fellen von Tieren machte – die Einsetzung der Opfer: Tiere müssen ihr in gewisser Hinsicht unschuldiges Leben lassen um dem Menschen eine Bedeckung darzubieten für seine sündige Blöße. Möglich ist der Gedanke, ob er wirklich darin ausgesagt sein will, wird dahingestellt bleiben müssen. Man wird es doch vielleicht so anzusehen haben: die Opfer gingen hervor aus dem tiefsten Bedürfnis des sündig gewordenen Menschen, seinen Dank gegen Gott, den er ihm schuldet, zum Ausdruck zu bringen. Der Mensch ist sich bewußt, sich selbst Gott zu schulden und für das, was er selbst nicht leisten kann, setzt er nun etwas von ihm selbst Hervorgebrachtes, das den Eindruck der Reinheit und des Wertvollen hat, gleichsam an die Stelle und bringt das der Gottheit dar. Jedenfalls hat Gott diesen Dienst der Menschen sich gefallen lassen, aber freilich von Anbeginn an nicht auf die äußere Darbringung, sondern auf die Gesinnung geachtet; denken wir an das erste uns berichtete Opfer Kains und Abels! Wir werden anzunehmen haben, daß wenn man von Enos Zeit an begann anzurufen den Namen des Herrn, gemeinsamen geordneten Gottesdienst zu pflegen, daß da sicherlich die Opfer mit eingeschlossen gewesen sind. Näher berichtet wird uns Noahs Dankopfer nach der Sintflut, auf das wir schon Bezug genommen haben. Um dieses Opfers willen, dessen Gesinnung Gott angenehm war und wohl gefiel, gibt Gott die Verheißung fortan das Menschengeschlecht zu erhalten und keine Sintflut mehr kommen zu lassen. Hier erscheint auch erstmals der Altar: auf einer entweder von der Natur gebotenen oder vom Menschen gefertigten Erhöhung wird das Opfer dargebracht, auch zum äußeren Zeichen, daß es Gott gehören soll. Von Abraham wissen wir, daß er überall, wohin er kam, einen Altar errichtete und da anrief den Namen des Herrn. Aus seinem Leben kennen wir den besonders wichtigen Vorgang, der vorbildlich geworden ist für den Opferdienst Israels, ja für das höchste Opfer, das im letzten Hintergrunde steht; ich meine die Gehorsamsprobe, die dem Abraham ihn versuchend auferlegt wurde. Weil die Menschen die Gottheit günstig stimmen wollten durch Darbringung solcher Dinge, die sie selbst hervorgebracht und erzeugt hatten und die wertvoll waren, so sind die Menschen in besonders ernsten Zeiten auf den freilich schrecklichen Gedanken gekommen, das Allerwertvollste, was der Mensch haben kann, Gotte