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auf Seiten der Menschheit. Wir halten mit den Vätern daran fest: Christus ist wahrer Gott und wahrer Mensch in einer Person. Nur dadurch ist Christus die vollkommene Offenbarung Gottes an die Menschheit, nur dadurch ist er Anfang und Haupt einer neuen Menschheit, nur dadurch ist er der Mittler zwischen Gott und den Menschen. Er ist der Mittler zwischen Gott und den Menschen als der Mensch gewordene Sohn Gottes; aber wozu ihn der Vater sandte, das hat er als der treue Knecht Gottes auch hinausgeführt. Er hat das Werk der Versöhnung vollbracht.

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 Die Lehre vom Werke Christi schließt sich am natürlichsten an die Betrachtung seines Lebens an, aus welchem seine Liebe überall hervorleuchtet. 33 Jahre hat der Herr auf Erden gelebt, welche Zeit in die ungleichen Hälften zerfällt von 30 und 3 Jahren. Groß ist er in seinem Warten, daß er abwartet bis des Vaters Stunde kam. Er hat auch in den Jahren seiner 30jährigen Stille uns Hochwichtiges gegeben und geschenkt. Wie ist er uns da ein Vorbild gewesen, den Kindern, der Jugend, wie denen, die im reifen Alter stehen. Wie hat er dadurch die Arbeit geheiligt, daß er es nicht verschmähet hat auch in dem Handwerk seines Vaters sich zu betätigen. Aber nicht nur das. Er hat auch da schon etwas für unser Heil getan, worauf wir nachher geführt werden sollen. Als er sich der Taufe Johannis unterzog, hat er dadurch gezeigt, daß er willig sei für die Menschheit einzutreten. Indem er, der Heilige, sich taufen ließ, als ob er auch ein Sünder wäre, auch einer Reinigung bedürfe, hat er zu erkennen gegeben, daß er, der Heilige, eintreten wolle für die Sünder. Er hat dann zunächst das prophetische Amt geführt, gelehrt, dem Volk Israel die wahre Offenbarung Gottes gebracht. Er hat im Leiden und Sterben sein hohepriesterliches Amt betätigt und thront nun als der König zur Rechten des Vaters. Dieses dreifache Amt des Herrn gehört enge und notwendig zusammen. Er hat uns das Heil verkündigt, er hat uns das Heil erworben, erteilt das Heil von der himmlischen Höhe herab mit. Nur darf diese Trennung, dieser Unterschied nicht etwa ein äußerliches Abschneiden und Abgrenzen gegen einander werden, sondern alles liegt auch hier in einem. Schon als er sein prophetisches Amt führte, ist der Herr ein Mittler und Vertreter für die Seinigen gewesen. Noch mitten im Leiden bezeugt er sich schon als den König. Und jetzt in seiner königlichen Würde vollendet sich zugleich sein prophetisches und hohepriesterliches Amt; denn auch jetzt noch, jetzt gerade lehrt er uns durch seinen heiligen Geist, durchs Wort, durchs Predigtamt. Auch jetzt in seiner himmlischen Höhe ist er der Vertreter, der Mittler, der Fürsprecher zwischen Gott und den Menschen. Und gerade darin besteht sein königliches Amt, daß er das durch ihn erworbene Heil den Menschen stets offen hält durch seine mittlerische Vertretung und es ihnen durch