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den heiligen Geist anbieten und mitteilen läßt, wodurch er eine Kirche, eine Gemeinde auf Erden sich sammelt.

 Wir müssen nun zum rechten Verständnis von der Lehre der Versöhnung uns klar werden über das Verhältnis von Erlösung und Versöhnung. Die Erlösung ist das Allgemeine, wir bezeichnen damit das ganze Werk, zu dem Gott ihn gesandt hat. Die Erlösung aber ist geschehen auf dem Wege der Versöhnung. Er hat uns dadurch erlöst, daß er die Sünde ausgetilgt hat. Die Sünde ist ja noch da; sie ist nicht alsbald aus der Welt hinausgeschafft worden. Dazu wird es erst kommen, wenn Christi Werk vollendet ist in Herrlichkeit, dann wird die Sünde überhaupt nicht mehr sein. Aber die Schuld der Sünde, die hat Christus bezahlt und getilgt, so daß die Sünde uns nicht mehr kann in Verdammnis bringen. So ist die Erlösung das Ergebnis der Versöhnung und durch seine Versöhnung hat Christus eine ewige Erlösung erfunden. Eben darin betätigt sich im höchsten Maße seine Liebe.

 Von beiden, von der Erlösung und von der Versöhnung wird nun bezeugt, daß sie sonderlich geschehen seien durch das Blut Jesu Christi, d. h. dadurch daß er freiwillig sein Leben für uns dahingab. Das hat der Herr Jesus selber gesagt. Von Cäsarea Philippi an bezeugt er seinen Jüngern, daß er müsse leiden und sterben; er hat ihnen andeutend schon kurz vorher gesagt, daß er sein Fleisch, sein Leben dahingeben werde für das Leben der Welt. Ganz besonders wichtig aber ist das Wort, das er zu den Zebedaeiten sagte, als sie so Großes von ihm begehrten: „Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, daß er sich dienen lasse, sondern daß er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele,“ zu einem Lösegeld an vieler Statt. Und in der heiligsten Stunde, der Einsetzung des heiligen Sakramentes, spricht er von seinem Leibe, der dahingegeben wird und von seinem Blute, das vergossen wird für uns zur Vergebung der Sünden. Und so ist auch die Verkündigung der heiligen Apostel darin völlig eins. St. Petrus bezeugt es: „Wisset, daß ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöset seid von eurem eitlen Wandel nach väterlicher Weise, sondern mit dem teuern Blute Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes.“ St. Johannes: „Das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde.“ St. Paulus: „An welchem wir haben die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden.“ Und noch in der Offenbarung wird das Lamm gepriesen, wird der gepriesen „der uns erkaufet hat mit seinem Blut.“ Auch auf die Vorbilder des alten Testamentes darf wiederholt hingewiesen werden, besonders auf das Passah, das der Herr selbst als Vorbild dessen hinstellt, was er nun zu tun im Begriffe ist, da er mit den Jüngern zum letzten Mahl, nach dem ihn herzlich verlangte, sich zusammenfand.