Seite:Wilhelm Löhe - Bedenken über weibliche Diakonie.pdf/2

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Gang der männlichen Berufsbildung, die Töchter aber können keine solche bereitete Bahn betreten. Da sich nun in diesem „Mittelstande“ der Bevölkerung des platten Landes viele leiblich und geistig begabte Frauenspersonen finden, so werden sie aus Mangel an Bildung häufig misgebildet an Geist und Gemüth und benützen ihre Gaben oftmals auf eine üble Weise, zum Verderben des eigentlichen Landvolks. Würde man sich ihrer hingegen annehmen, so würden sie gerade sehr begabte und einflußreiche Trägerinnen und Vertreterinnen göttlicher Gedanken werden. Beßer könnte man sich ihrer aber nicht annehmen, als wenn man ihnen Gelegenheit eröffnete, ihre Gaben für den Dienst der leidenden Menschheit auszubilden. Sie würden dadurch auf eine heilsame Bahn gebracht, würden eine Stellung, und zwar eine heilige und segensreiche Stellung in der Kirche finden und die bequemsten Organe der Kirche für christliche Bildung des Landvolks sein: an ihrem Dienste an den Kranken- und Sterbebetten etc. würden viele lernen – und zwar nicht bloß Krankenpflege. Also – sie würden Segen haben und Segen bringen – und zwar den Kranken etc. unmittelbar, mittelbar aber der ganzen, namentlich der weiblichen Bevölkerung. – Christliche Bildung des weiblichen Mittelstandes auf dem platten Lande ist also auch ein pium desiderium.

.

 3. Gäbe es Bildungsanstalten für die in Nr. 1 und 2 genannten Klassen der weiblichen Bevölkerung, so würden diese auch von Töchtern aus andern christlichen Familien besucht werden, in denen man nicht eben den Zweck hätte, die Töchter zu Diaconissen bilden zu laßen. Wie viele christliche Familien auf dem Lande würden froh sein, ihren Töchtern einen

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Bedenken über weibliche Diakonie. Sebald’sche Officin, Nürnberg ca. 1853, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Bedenken_%C3%BCber_weibliche_Diakonie.pdf/2&oldid=- (Version vom 24.7.2016)