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unserer Sünden und zeigt uns anfangs nur so viel von ihnen, als genug ist, um uns zu Christo, dem Versöhner und Friedefürsten zu treiben; denn in der Erkenntnis unsrer selbst an und für sich liegt kein Gut verborgen; wir sollen uns hauptsächlich darum kennen lernen, damit wir nicht mehr uns, sondern alleine den dreieinigen Gott liebenswürdig finden, welcher sich unser in Christo so herzlich angenommen hat. Kommt der Mensch zum Glauben an JEsum Christum, hält er sich fort und fort und Tag für Tag für reumütig an das Verdienst seines Heilandes, dann heißt es auch von der Erkenntnis der Sünden: „Wer da hat, dem wird gegeben;“ es wird ihm eine Sünde vergeben und der heilige Geist zeigt ihm dafür zwei andre, bisher unerkannte, im Lichte der Wahrheit. So bleibt man bei steigender Vergebungsfreude in der Demut, ja, je länger man bei Christo verharrt, je mehr die Liebe zu Ihm, dem Gnadenvollen, wächst, je mehr man in seiner Gemeinschaft Lust bekommt zum Gesetz des HErrn und zu allem Gotteswohlgefallen: desto kleiner, desto zerknirschter wird auch das Herz; denn desto mehr bekommt es von seiner Bosheit zu schauen, damit es sich der herrlichen Offenbarungen Gottes und seiner Gnade nicht überhebe. Je länger, je mehr wird einem Leben und Frieden eine Gabe der reinen Gnade, je länger, je demütiger wird man. Am demütigsten aber wird der Christ dann sein, wenn er zu seinem HErrn durch den Tod hindurchgedrungen, in Seinem Lichte lebend – alles, also auch sich

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Einfältiger Beichtunterricht für Christen evangelisch-lutherischen Bekenntnisses. Kommissionsverlag der Buchhandlung der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1900, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Beichtunterricht_(4._Auflage).pdf/26&oldid=- (Version vom 17.7.2016)