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wird da werden alle Pflichten eines Seelsorgers am leichtesten und gesegnetsten geübt, weil da der Beichtende ohnehin durch sein Bekenntnis bemüht ist, dem HErrn die Thür zu öffnen und den Weg zu bereiten.


f. Hindernis der Beichte; falsche Scham.

 Ein Hindernis, dieser Segnungen teilhaftig zu werden, ist eine falsche Scham, welche im Grunde nur ein feinerer oder gröberer Hochmut und darum wert ist, durch williges Bekenntnis von seiten des neuen Menschen in uns getötet zu werden. Es gefalle dem Leser über seine Scham folgende merkwürdige Stellen alter Lehrer zu lesen:

 „Der Teufel, sagt Chrysostomus, hat die Ordnung verkehrt, indem er der Sünde den Mut, der Bekehrung die Schamhaftigkeit gab.“
 „Sehr viele, sagt Tertullian, scheuen die Beichte wie eine Preisgebung ihrer selbst, oder verschieben sie wenigstens von einem Tage auf den andern, der Scham mehr eingedenk, als ihres Heiles; jenen gleich, welche bei Krankheiten an heimlichen Orten den Ärzten sich nicht offenbaren wollen und so vor lauter Scham zu Grunde gehen!“
 „Was, fragt Ambrosius, errötet der Sünder, seine Sünden zu offenbaren, da sie doch vor Gott und allen Engeln bekannt, und offenbart sind?“
 „Scham, sagt ein anderer, darf den nicht abhalten, der an die Beschämung des großen
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Einfältiger Beichtunterricht für Christen evangelisch-lutherischen Bekenntnisses. Kommissionsverlag der Buchhandlung der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1900, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Beichtunterricht_(4._Auflage).pdf/47&oldid=- (Version vom 17.7.2016)