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und der Seelen Tröstung samt Stärkung des Glaubens nicht bedürfen. Solche sind entweder nie aus der Welt und Sünde ausgegangen, oder sie sind wieder tief hineingeraten; denn Seine Heiligen führt der HErr wunderlich in manchen scharfen Kampf, wo Stärkung durch Absolution nötig ist; – auch ist der Satan gar vielfach geschäftig, Lügen hoher Anfechtungen anzufachen und die Seele zu erschrecken, als wäre die Gnade von hinnen und hätte der gute Heiland sein leutseliges Wesen verändert[1]. Hier thut es Not, einen Diener Gottes in den Streit eintreten zu lassen, welcher durch Absolution Gottes, des Allmächtigen, den eitlen Bösewicht mit seinen Lügen vom Plane treibe – und ihn mit Gottes h. Worte und Verheißung dahinstrecke in seinen Lügen. – – Umgekehrt aber bedarf man nicht alle Tage absolviert zu werden; denn es erlaubts einem Diener Gottes nicht täglich die kurze Zeit; auch möchte es scheinen, als wäre Gottes Trost und Absolution so kurzer Kraft und Lebens, daß sie nur eines Tages Tröstung reichen könnten, da doch, falls es nötig wäre, ein gläubig Herz von dem einzigen Wörtlein Gottes „JEsus“ oder „Friedefürst“ oder „Gnade“ sein lebenlang sollte zehren und fröhlich sein können. Es hat die Absolution, recht verstanden, eine heilsame Kraft


  1. Die sogenannten hohen Anfechtungen sind Lügen, weil in ihnen, wie gesagt, der Satan den Seelen glaublich machen will, was nimmermehr wahr sein kann, daß nämlich Gottes Gnade wegen vieler Sünden zu Ende sei.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Einfältiger Beichtunterricht für Christen evangelisch-lutherischen Bekenntnisses. Kommissionsverlag der Buchhandlung der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1900, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Beichtunterricht_(4._Auflage).pdf/79&oldid=- (Version vom 17.7.2016)