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vorwärts, wie rückwärts, auf gestern, heute und morgen, für Schwachheitssünden das Gewissen zu stillen, – und wäre es schlimm, wenn ich vor einer Stunde absolviert, nun aber zu einem unbedachtsamen Worte hingerissen oder von einer jähen Gemütsbewegung ergriffen, alsbald wieder aus meinem jungen Frieden und der Kraft der Absolution entfallen sollte. Denn Gott und Sein Christus geben nicht, wie die Welt giebt; sondern es können wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber Seine Gnade nicht, und der Bund Seines Friedens fällt nicht hin. Jes. 54, 10. – Darum habe ein Herz auf sich und seine Notdurft wohl acht. Ist Not vorhanden, so komme er getrost aufs neu und steige im Geiste wieder in das „gnadenreiche Wasser des Lebens;“ denn es ist kein Zweifel, daß die immer wiederkehrende Tröstung der h. Absolution die Gnadenfluth der h. Taufe und ihre Kräfte bußfertigen Seelen erhält und darreicht, so oft vom Weg und Streit des Lebens die Füße oder Hände samt dem Leibe staubig geworden sind.

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 Was die zweite Frage anlangt, bei wem man sich solle absolvieren lassen, so höre. Die Absolution ist im Grunde Gottes und der Absolvierende im Grunde nur die Stimme eines Predigers, die Gottes Worte zu den Menschen trägt. Insofern läge nichts dran, wer persönlich dein Beichtvater sei – und die Wahl wäre leicht und gleichgültig; denn des Menschen Würdigkeit schmückt die Absolution Gottes doch nicht, welche andernteils auch

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Einfältiger Beichtunterricht für Christen evangelisch-lutherischen Bekenntnisses. Kommissionsverlag der Buchhandlung der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1900, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Beichtunterricht_(4._Auflage).pdf/80&oldid=- (Version vom 17.7.2016)