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in diesem Hause gebetet werden wird; dann ist gedacht des Gebets der Fremdlinge; endlich schaut Salomo in die ferne Zukunft und faßt schon den Fall der Wegführung des Volkes in die Gefangenschaft ins Auge und fleht um Erhörung aller Gebete in jeglicher Noth, die an diesem Ort oder auch nur in der Richtung gegen diesen Ort zu Gott emporgeschickt werden. Aber nicht nur um Erhörung des Gebets in gemeiner Noth, sondern auch der Anliegen Einzelner geht Salomo den HErrn an (V. 29–31). Dabei ist ein Ausdruck bemerkenswerth. Es heißt nämlich: Wenn Jemand bittet – – so wollest Du gnädig sein und Jedermann geben nach allem seinem Wege, nachdem Du sein Herz erkennst. Der HErr behandelt einen Jeden nach dem Weg, den er einschlägt. Welche Richtung dein Herz nimmt, darnach wird ER dich behandeln in deinen Gebeten. Des Gerechten Gebet wird erhört, wenn es ernstlich ist; wenn aber dein Weg nicht richtig ist, so wird ER, der die Herzen kennt, sich darnach zu dir stellen. Daraus geht hervor, daß jeder Mensch, wenn Gott ihn behandelt wie er’s verdient, zur Buße sich wenden muß. Jeder Mensch muß Buße thun, denn Buße wandelt die Strafe; dem Bußfertigen erläßt Gott die Schuld, schont ihn und erquickt ihn und handelt mit ihm wie ein Vater mit seinem Sohne.

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 Der Schluß des Gebetes Salomos ist nicht minder schön. Wie Moses während des Wüstenzuges, so oft ein Lagerplatz gefunden war, den HErrn aufforderte, stille zu stehen, so lädt jetzt Salomo den HErrn ein, zu Seinem Heiligthum zu kommen als zu Seiner Ruhe, denn der HErr hat ja nun Jerusalem und den Berg Morija zu Seiner Wohnung erwählt, ER hat dem Salomo erlaubt ein Haus zu bauen, so kann ihn nun auch Salomo einladen, hier einzukehren zu Seiner Ruhe. Wenn aber der HErr über Seiner Lade thront,

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Wilhelm Löhe: David und Salomo. C. Bertelsmann, Gütersloh 1895, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_David_und_Salomo.pdf/118&oldid=- (Version vom 11.9.2016)