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kein Mensch sich selbst von sich aus zu einem Gotteskind machen; wenn ein Mensch umgewandelt und geheiligt wird, so gebührt Gott allein die Ehre. Das Wunder der Bekehrung eines Menschen und seiner Versetzung aus dem Stand eines Kindes des Zorns in den Stand der Gotteskinder ist allein ein Werk der freien Gnade. Wenn nun aber ein getauftes Kind Gottes im Vertrauen darauf, daß der Mensch allein aus Gnaden selig wird, leichtsinnig werden und bei Betrachtung seiner Mängel auf das Ruhekissen zurücksinken wollte, statt aus der Rechtfertigung die Kraft zur Heiligung, aus der Ruhe in JEsu Wunden Lust und Trieb zum Streben, zum heiligen Vorwärts zu schöpfen – dann wird Unsegen und Verlust der empfangenen Gnadengüter folgen. Ein Gotteskind weiß, daß es alle Tage fehlt und darum wickelt es sich alle Tage beim Aufstehen und Niederlegen in die Gnade der Rechtfertigung ein, aber es weiß auch, daß der rechtfertigende Glaube eine Kraft der Erneuerung ist, die den ganzen Menschen durchdringt und ihn befähigt, das Gute zu thun und das Böse zu lassen. Wer das nicht begreift, der wird schlechter werden von Tag zu Tag. Es trachte doch ein jedes gerechtfertigte Gotteskind, aus Dank und Freude über die himmlische Berufung Gottes in Christo Jesu, mit allem Ernst nach dem vorgesteckten Ziel der Heiligung. Der HErr gebe Seinen Kindern, daß sie ihren Beruf und Erwählung fest machen und das himmlische Canaan ererben.

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Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: David und Salomo. C. Bertelsmann, Gütersloh 1895, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_David_und_Salomo.pdf/128&oldid=- (Version vom 11.9.2016)