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Goldes war seine regelmäßige Jahreseinnahme, gering angeschlagen 17 Mill. Thaler. Er hatte aber auch Krämer und Kaufleute genug im Land, von denen er durch Auflagen oder sonstwie noch mehr Geld zu erheben berechtigt war. Dazu ist Arabien, dessen Könige und Herren ihm zinsbar waren, ein Goldland. Es floß also Gold und Silber und anderes, das man gar nicht rechnete, in solcher Menge nach Jerusalem, daß Salomo gar nicht weiß, was er damit anfangen soll. Er baut ohn Unterlaß innerhalb und außerhalb Palästinas, aber des Geldes wird kein Ende. Da macht er Schilde und Tartschen von Holz mit Gold überzogen, und zwar läßt er sie nicht blos mit dünnem Goldblech überziehen sondern dick belegen, denn es heißt, daß man zu einem Schild 600 Stück Golds verwendete. Diese läßt er in sein Cedernhaus hängen, und wenn er einherzog, so giengen seine Trabanten voraus mit den strahlenden goldenen Schildern. Man hätte denken sollen, ein solcher prachtliebender König müßte sein Volk drücken; aber nein, nur gegen Ende seiner Regierung lag ein Druck auf dem Volke, im Ganzen war dieselbe eine durchaus glückliche zu nennen. Seine Unterthanen hatten keine schwere Arbeit, sie durften nur den Boden bauen und waren freie Leute, die Sklaven waren Fremde. Salomos Zeit war eine Zeit allgemeinen Glücks, das goldene Zeitalter für das Volk Israel. So reich war Salomo, daß er oft sein weises Haupt in die Hand nehmen und sich besinnen mußte, was er mit all dem Reichthum anfangen sollte, den ihm Gott gegeben. Das war Salomos Glück, und wer’s nicht hat, meint: wenn es ihm bescheert wäre, wie wollte er’s trinken mit tiefen Zügen. Salomo aber, wenn er alt wird, schreibt ein Buch, Koheleth, und in demselben sagt er: das Auge sieht sich nimmer satt und das Ohr hört sich nimmer satt und es wird kein Mensch glücklicher als der andere.

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Wilhelm Löhe: David und Salomo. C. Bertelsmann, Gütersloh 1895, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_David_und_Salomo.pdf/134&oldid=- (Version vom 11.9.2016)