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ist das Alpenland Israels, das keine Pferde verträgt, auf einmal ein Land der Pferde und der prächtigen Reiterei geworden! Was hat der Mann doch alles! Zu seinen Zeiten, heißt es, achtete man das Silber gleich wie die Steine zu Jerusalem. Dazu hat er 700 Weiber und 300 Kebsweiber aus allen Nationen und Eine darunter, die Aegyptierin, ist die Sultanin. Er bringt alle Schönheiten der ganzen Welt zusammen, eine ganze Stadt könnte er mit seinen Weibern bevölkern. Was muß der Mann für Platz gehabt haben! In seines Vaters Haus hat er diese Weiber nicht gebracht, nicht einmal seine königliche Gemahlin; er mochte es wol für unpassend halten, daß eine Aegyptierin da wohne, wo einst die Lade des HErrn gestanden hatte; so führte er denn einen eignen Bau für sie auf. Was für eine Colonie von Ausländerinnen, was für eine morgenländische Pracht! Wahrlich da wird man an 5. Mos. 17, 14 ff. erinnert. Da heißt es: der König Israels soll nicht viele Rosse halten, nicht viele Weiber nehmen, nicht viel Silber und Gold sammeln. Nun das Silber und Gold hat freilich Gott dem Salomo gegeben, aber nicht, um es zu sammeln. Fand er denn keinen Weg es sonstwie segensreich zu verwenden? Aber warum nimmt er so viel Weiber und übertritt damit Gottes Gebot? Warum hält er so viele Rosse? Hätte er gelesen was 5. Mos. 17, 17 steht, so hätte er dort sein eignes Schicksal gelesen, daß nämlich die Weiber sein Herz von Gott abwenden würden. Wenn er auch geblieben ist bei dem Gott seiner Väter, so hat er doch des Wortes vergessen: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Der König Israels sollte unabhängig sein von Macht, Besitz und Weibern, er sollte gottselig sein d. h. an seinem Gott genug haben. – Es ist ein wunderbares Buch: der Prediger Salomo. Niemand kann es lesen, ohne trüb gestimmt zu werden. Es ist die Weisheit derer, die von einem langen Leben nichts übrig behalten als Ueberdruß und Sattheit und allenfalls noch einen Satz von der Furcht des

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Wilhelm Löhe: David und Salomo. C. Bertelsmann, Gütersloh 1895, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_David_und_Salomo.pdf/137&oldid=- (Version vom 11.9.2016)