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Damit alle eitlen Gedanken ersterben, damit der Mensch begreife, daß es Gnade und nur Gnade ist, wenn er sich Gott nahen darf, muß Gott zuweilen ihn fernen. Ist er dann klein geworden, so hebt ER ihn auch wieder auf und zieht ihn zu sich.


3.

 Diese Lection erinnert an jene Stelle der heiligen Schrift, die erzählt, wie Abraham mit dem HErrn gegangen ist gen Sodom und da mit seinem Gott anfieng zu handeln um die Seelen, die in Sodom als gerecht erfunden werden möchten. Wie neigt sich da in väterlicher, fast menschlicher Liebe der große Gott zu dem Patriarchen! Alle Zeiten haben sich an diesem Gang erquickt. Die heutige Lection ist jener Stelle sehr verwandt. Da handelt auch ein ewiger unermeßlicher Gott mit einem Menschenkinde. David will dem HErrn ein Haus bauen, da es sich für ihn nicht schicke in einem Cedernpalast zu wohnen, während die Lade Gottes unter einem Gezelte sei; der HErr aber zeigt ihm, wie das Werk für ihn (David) sich nicht schicke, wie ER, der HErr, nach Menschenwerken kein Bedürfniß habe, hält ihm aber dann alle Werke der Barmherzigkeit vor, die ER an ihm gethan von seiner Jugend auf, wie ER ihn von der Weide genommen und ihn erhöht und ihm einen Namen gemacht habe gleich den Großen auf Erden. Ohne Zweifel liegt für David in dieser göttlichen Aufzählung aller ihm erwiesenen Wohlthaten etwas Demüthigendes. Dann aber fährt Gott fort und verheißt dem David ein Reich von dauerndem Bestand. Es soll ihm nicht gehen wie dem Saul, der auch 40 Jahre lang König war, dann aber mit seinem ganzen Geschlecht schauerlich unterging. Der HErr will dem David ein Haus bauen, ER will ihn zum Ahnherrn einer Dynastie machen. – David ist tief ergriffen

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Wilhelm Löhe: David und Salomo. C. Bertelsmann, Gütersloh 1895, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_David_und_Salomo.pdf/56&oldid=- (Version vom 11.9.2016)