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und Strafe, während doch der Segen des HErrn auf ihm ruht und er selbst bereitet wird für einen andern Segen, der all das in sich faßt ja noch übertrifft, was 2. Cor. 7 von der Frucht der göttlichen Traurigkeit zu lesen ist.


2.

 Man könnte geneigt sein zu meinen, daß der HErr das Anerbieten Davids, an seines Volkes Statt in die Strafe einzutreten und die Schuld auf sich und seines Vaters Haus zu nehmen, angenommen habe. Man könnte das Leiden JEsu, der ja aus Davids Haus und Geschlecht war, als Beweis dafür anführen. Aber der Text sagt davon nichts. Der HErr sagt nicht zu David: Ich lege auf dich und deines Vaters Haus die Schuld; die Sühne besteht nicht darin, daß David ein Leiden auferlegt wird, sondern daß er einen Sühnaltar baut an dem Ort, wo der Engel stand. Der Altar weist nicht blos auf Buße, sondern auch auf Sühne und auf einen Gott, der sich versöhnen läßt. Gott sagt damit dem David: deine Vertretung gilt Mir nicht, deine Sühne nehme Ich nicht an; dein Haus bleibt dennoch gesegnet; Ich hab Mir vorbehalten in ferner Zukunft die rechte Sühne zu veranstalten und einen Versöhner zu geben, der alle Missethat tilgen wird. Das ist die Antwort des lebendigen Gottes. Eine schönere Antwort hätte dem David nimmermehr gegeben werden können. Wenn der König mit den Ältesten seines Volks sich demüthigt und sich erbietet jede Erdenstrafe zu leiden, so antwortet der HErr: einen Sühnaltar sollst du Mir bauen; eine Hindeutung, wenn nicht auf das Gotteslamm selbst, so doch auf den Altar des Kreuzes, an dem es geschlachtet werden sollte. Damit ist ein Trost gegeben für die Gegenwart und ein Blick eröffnet voll noch höheren Trostes für die Zukunft.


Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: David und Salomo. C. Bertelsmann, Gütersloh 1895, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_David_und_Salomo.pdf/70&oldid=- (Version vom 11.9.2016)