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3.

 Man sieht, was für einen Eindruck der Anblick des Pestengels auf David gemacht hat. David ist nicht blos innerlich ergriffen, sondern erschrocken durch und durch. Obgleich Gibeon nicht fern ist von Jerusalem, so ist sein Gebein doch zu sehr erschrocken, als daß er dort hingehen könnte zu opfern. Er geht deshalb trotz seines Schreckens geradehin an den Ort, wo der Engel stand. Man könnte meinen, David habe so oft mit Gott verhandelt und Gott so oft mit ihm geredet, daß ihm die Erscheinung des Engels keine ungewohnte Sache hätte sein sollen. Allein wenn Gott sonst Sich dem David offenbarte, so neigte ER Sich in Gnaden zu ihm und that es in einer Weise, die David ertragen konnte; jetzt aber zeigt ER Sich ihm, um ihn zu erschrecken. David geht nun von seiner Burg zu Zion gen Osten, nach Morija, wo der Engel stand; Gott selbst hatte ihn durch den Schauer Gad dazu angewiesen. Ergeht dem Engel entgegen und beweist damit Seelengröße, denn die wahre Größe des Mannes wird mehr im Unglück als im Glück erkannt; er fängt an mit Arnan zu verhandeln und kauft die Tenne, eben den Berg Morija, zum bleibenden Besitz, denn von dem Jebusiter, der nicht unter dem Gesetz des Hall- und Jobeljahres stand, kann er Land zu immerwährendem Besitz erwerben. Dort baut er den Altar und dabei sagt er: hier soll das Haus Gottes, des HErrn, sein und dies der Altar zum Brandopfer Israels (Cap. 23, 1). Er hat also nun den Ort für Tempel und Altar gefunden, den Ort, den der HErr selbst von Ewigkeit ersehen hatte und da ER von nun an angebetet werden wollte. Es war ja längst Davids Absicht dem HErrn einen Tempel zu bauen, aber der heilige Gedankengang seiner Seele bekommt nun Licht, Richtung und Ziel. Da sieht man, daß in dieser ganzen

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Wilhelm Löhe: David und Salomo. C. Bertelsmann, Gütersloh 1895, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_David_und_Salomo.pdf/71&oldid=- (Version vom 11.9.2016)