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hat genug geredet, gethan, gelitten, er will nun ruhen und sich vorbereiten auf die Ewigkeit. Er hat eher aufgehört als ihn die Natur dazu zwang; seine Freude ist nun zu sehen, wie sich sein Sohn Salomo benimmt, er wünscht, daß der Sohn noch größer werde als sein Vater. Er sieht noch Salomos Anfang und die Vorbereitungen zum Tempelbau und wird noch manches Lied gesungen haben dem HErrn seinem Gott zu Ehren. David hat eine herrliche Zeit zur Vorbereitung auf die Ewigkeit, wie sie den Menschen zu gönnen ist, die viel zu arbeiten hatten und die Zeit nicht fanden ihrer Seele so wahrzunehmen, wie es hätte sein sollen. Endlich singt er sein wunderschönes Schwanenlied, das uns 2. Sam. Cap. 23 aufbewahrt ist, und drückt dann im Frieden seine Augen zu. Vierzig Jahre hat er regiert, eine lange Zeit; er ist satt geworden des Lebens, des Reichthums und der Ehre, nicht aber des ewigen Lebens: darnach verlangte ihn wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser. Groß und unsterblich ist sein Name auf Erden und ausgezeichnet auch im Himmel. Sonst wird man auf Erden gar leicht vergessen, oft noch ehe das Gras über dem Grab gewachsen ist. Den Heiligen liegt auch nichts daran, wenn nur Gott ihrer gedenkt und sie einführt zur Ruhe und zum Frieden. Oft aber gönnt der HErr Seinen Heiligen auch das Gedächtniß bei der Nachwelt. So war es auch bei David. Tausend Jahre waren vergangen, da deutet Petrus bei der Auslegung des 16. Psalms mit Fingern auf das Grab Davids (Apg. 2, V. 29), und das Grab Davids ist länger geblieben als der Tempel und die heilige Stadt. So schafft der HErr Seinen Heiligen ein Andenken bei den nachfolgenden Geschlechtern, daß diese an dem Vorbild ihres Glaubens sich stärken und ihrem Exempel nachfolgen können.

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 Wie ganz anders ist Davids Ende als das Ende Sauls,

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Wilhelm Löhe: David und Salomo. C. Bertelsmann, Gütersloh 1895, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_David_und_Salomo.pdf/93&oldid=- (Version vom 11.9.2016)