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daß man hernach, als Isaac geboren wurde, mit dem Spötter nur Mühe hatte und ihn aus dem Hause weisen mußte.

 Es ist ein ungerechtes Mittel zur Union, wenn man die unveränderte augsburgische Confession zum Sammelpunkte aller Kinder Gottes machen will. Die Geschichte der Concordienformel hat es deutlich gezeigt, daß die allerdings vortreffliche Confession nicht alle Fragen löst. Es konnte nicht bei der augsburgischen Confession bleiben, und könnte auch heut zu Tage nicht dabei bleiben. Ungestraft ließe sich die Historie auch heutiges Tages nicht verhöhnen. All der Kampf und zwar auf eine viel widerwärtigere und ekelhaftere Weise würde wiederkehren und Gott würde dann doch nur wieder zur Concordienformel führen, nachdem wir theures Lehr- und Strafgeld bezahlt hätten. Was marktet man denn, wo nichts zu markten ist? Was schämt man sich denn eines Bekenntnisses, das gar keinen Mangel hat, als daß diese Tage noch nicht wieder reif für sein Verständnis geworden sind? Was ist denn falsch? Und wo ist denn zu weit gegangen? Und welches Wort hielte denn nicht das rechte Maß? Die ihre Gedanken nicht völlig unter den Gehorsam des Glaubens beugen wollen, die gerne auch eine Weitschaft, zu disputiren und irrzufahren, haben und gewähren, die auch dem irrenden, unreifen Sinn einen Raum vergönnen möchten, – die finden zu viel bestimmt und bekannt und das Wort der Concordienformel beleidigt ihren weiten Sinn. Was geht aber uns die Forderung unreifer Sinnen an? Die Stimme der Geschichte spricht lauter. Die menschliche Frage muß eine genügende Antwort haben, ehe sich der Geist in Kraft erkannter Wahrheit zum Werk der Kirche anschickt. Die Kirche muß völlige Wahrheit besitzen, ehe sie sich in den Liebesgedanken ihres himmlischen Berufes finden kann! Darum nur nichts aufgegeben, was man so sauer gewonnen und was Gott den oft Widerstrebenden gegönnt hat! Und nur nicht willkürlich geschaltet mit dem, was ER vertraute und von uns fordern wird!

 Ein eben so ungerechtes Mittel zur Union ist es, wenn man den Gegnern oder sich irgend eine Hoffnung macht, es möchte sich vielleicht eine Faßung der Glaubensartikel vermöge wißenschaftlicher Bemühung