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und unser Herz hat keine Ruhe, bis es ruht in Ihm.“ Aber auch ein Verlangen nach Gemeinschaft mit andern Menschen ist uns eingeboren, und es tritt gerade dann am meisten hervor, wenn wir den HErrn bereits gefunden haben. Die Bekehrung zum HErrn macht die Einsamen gesellig.

 Es gibt viele Gemeinschaften auf Erden; aber es befriedigt keine den dürstenden Sinn, als Eine, gleichwie auch jede Gemeinschaft nur eine misverstandene Weissagung und ein mehr oder minder vollkommener Schattenriß jener Einen von Gott gewollten, von Gott zur Ewigkeit berufenen Gemeinschaft ist. Diese eine Gemeinschaft ist die Kirche Gottes, die Gemeine der Heiligen. Zu unserer vollkommenen Seligkeit gehört die Kirche, zu unserer vollkommenen Seligkeit ist sie auch gestiftet, wird sie auch erhalten und in immer reicherer Zahl zum ewigen Leben vollendet. Gemeinschaft ist Liebe, Liebe ohne Gemeinschaft ist ein Traum aus dem unmöglichen Reiche der Unmöglichkeit. Die Kirche ist die von Gott gestiftete ewige Gemeine und Gemeinschaft auserwählter Seelen untereinander und mit IHM. In ihr ist die gottwohlgefälligste Liebe, die jede andere Liebe verklärt. Die Kirche ist der schönste Liebesgedanke des HErrn, in welchem sich Seine eigene Menschenliebe und die Liebe zu Seinem Sohne mit enthülltem Antlitz zeigt. Gottes schönste Herrlichkeit ist Liebe – in der Kirche offenbart Er Liebe über Liebe, offenbart sie allen ihren Gliedern, den Lebenden, den Sterbenden, den Seligen, – von nun an bis in Ewigkeit. In der Kirche singt und sagt man auch von dieser Herrlichkeit Gottes, die da Liebe heißt. In der Kirche ist darum nicht allein unsere Seligkeit, sondern auch Gottes vollkommener Preis, Gottes Herrlichkeit. Gottes Ehre, wie unsere Seligkeit vollendet sich also in der Kirche. Die Kirche ist Vollendung, – hier wird alles erst, was es soll. Die Kirche ist Vollendung, – und was ist vollendet ohne sie?

 Siehe die Kirche! Sie ist der Gegensatz der Einsamkeit, – selige Gemeinschaft! Millionen Seliger und Gläubiger, die da selig werden, – und unter ihren Lobgesängen der HErr! – Nicht mehr einsam, sondern durchdrungen, befriedigt, – ja selig ist Der, welcher Einer ist unter