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7. Ihr Catechismus.


 Der kleine Catechismus Luthers ist ein Bekenntnis der Kirche und zwar unter allen Bekenntnissen dasjenige, welches dem Volke am angenehmsten und geläufigsten ist. Es ist eine Sache, welche niemand läugnet, daß kein Catechismus der Welt gebetet werden kann, als der. Aber es ist weniger bekannt, als wahr, daß er ein wahrhaftiges Wunder genannt werden kann in Anbetracht der außerordentlichen Fülle und des großen Reichtums an Erkenntnis, welche hier in so wenigen Worten ausgesprochen ist. Denn der versteht ihn nicht, gewis nicht, welcher ihn der Armut und Dürftigkeit zeiht. Justus Jonas meinte: „er koste wohl nur 6 Pfennige, aber er sei nicht mit 6000 Welten zu bezahlen.“ Das sagte er von seinem Reichtum und von seiner Fülle. – Jedoch, wir wollen das Lob des kleinen Catechismus auf ein anderes mal versparen, und hier nur von der kirchlichen Behandlung dieses Catechismus, dieses herrlichen Gnadenmittels Gottes, reden. Zweierlei ist es, was wir hier zu bemerken haben.

 1. Manche behandeln den Catechismus wie einen Standpunkt, von welchem man ausgehen und um ihn her die ganze Peripherie der h. Lehre ziehen müße. Sie erklären den Catechismus dermaßen, daß sie ihn mit der Menge ihrer Erklärung und Zuthat bedecken, unsichtbar machen, tödten. Es thut ihnen wohl, bei Gelegenheit ihres Catechismusunterrichts ihr dogmatisches Collegium zu repetieren, wozu sie etwa sonst keine Zeit oder Lust haben. Sie halten ein langes, dogmatisches Soliloquium vor den Ohren der armen Kinder, die dann gar wenig davontragen. Jeder Pfarrer, jeder Schullehrer erklärt so den Catechismus, gewinnt für sich vielleicht ein weniges, aber was hat die Kirche davon? Wenn noch Tausende von Catechismuserklärungen gedruckt werden, daß es eine ganze Sindflut wird; so wird doch Luthers ipsissimum verbum die Arche auf der Flut bleiben, die etliche erhält, während die Sindflut selbst tödtet.

 Man soll vielmehr den Catechismus zum Zweck des Unterrichts