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 Also es gibt eine ewige Kirche, theils hier, theils dort befindlich. Hier wird sie immer kleiner, dort wird sie immer größer, weil immer mehr der wallenden, streitenden Schaar zu ihrem Volke versammelt werden! Dieser ewigen Kirche möchte ich angehören! – Als ich jung war, hab ich manche Freundschaft und Gemeinschaft ausgeschlagen, weil ich sie nicht für ewig schließen konnte und mich doch nach ewiger Gemeinschaft dürstete. Nun kenne ich eine ewige Gemeinschaft, die immer inniger und einiger wird: die heilige Kirche! Ihr fall ich bei. Von ihr trennt mich kein Tod, er bringt mich erst zu völligem Genuß der Liebe und Gemeinschaft. Zu ihr hilft mir alles – und nichts hindert mich, es sei auch was es sei. Gelobt sei Gott!


3. Die Kirche ist Eine in allen Zeiten.


 Es ist nur Eine Kirche hier und dort. Daraus kann ich mühelos finden, daß auch nur Eine Kirche in allen Zeiten sein kann. Die Kirche, welche ewig währt, muß auch in allen Zeiten eine dauernde Währung haben. Der Prediger sagt: „Ein Geschlecht vergeht, das andere kommt, die Erde aber bleibt ewiglich“ (1, 4.). In einem Sinne, der das „ewiglich“ vollkommener auffaßt, ist wahr: „Ein Geschlecht vergeht, das andere kommt, die Kirche Gottes aber bleibt ewiglich.“ Nicht alle Geschlechter aller Zeiten, nicht alle Kinder eines Geschlechtes sammeln sich zu Einer heiligen Gemeine Gottes. Aber in allen Zeiten sondert sich aus den Geschlechtern der Welt eine heilige Schaar – und sammelt sich zu einer unvergänglichen Kirche Gottes. Dies Sondern, dies Sammeln hört nimmer auf, bis der HErr wiederkommt. Um dieses Sonderns, dieses Sammelns willen wird die Welt gefristet, und nichts Wichtigeres, nichts Folgenreicheres geschieht unter der Sonne, als dies Sondern, dies Sammeln. Hört dies Sondern, dies Sammeln auf, so ist es nichts mehr mit aller Welt und ihre Stunde ist dann gekommen, ihr Ende ist da. – An Pfingsten, am Golgatha entsprungen geht durch die Zeiten herunter die Kirche, wie Ein Strom, – und derselbe Strom und kein anderer wird auch ferner