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kann, in welchen die strömende Kirche wie ein Bächlein erscheint, welches mühvoll durch Dorngestrüpp sikkert, wo die Zuflüße aus der Erde Gründen und von des Himmels Fenstern ihr eine Weile entzogen sind, wo die Theurung an erlösten Seelen auch einen Elias auf den Gedanken gänzlicher Vereinsamung bringen kann; so kann es auch Gegenden und Lande geben, in denen die Kinder Gottes dünngesät erscheinen. Es gab Zeiten und Orte, in denen ein Cyprian ein triumphirendes Buch von der „Einigkeit der Kirche“ schreiben konnte, wo man die Kinder der Kirche in Schaaren sah und auch der Zahl nach, die vor Augen auf Erden war, die Kirche eine katholische nennen konnte. Es gab solche Zeiten – und wer weiß, ob wir nicht am Eingang einer solchen stehen? Es gab solche Orte – und wer weiß, wie bald hie und da, nahe oder ferne die Kirche wie eine prachtvolle, volkreiche Stadt auf dem Berge erscheinen wird? Aber wenn auch die zählbaren Glieder der Kirche nur wenige sind – in Einer Zeit, in Einem Lande! Was liegt dran? Für die Kirche auf Erden gibt es ohnehin keine wahre Statistik. Dagegen stärkt der große Gedanke Einer allgemeinen Kirche und ein Blick in Offenb. 7. den Blick und das Herz auch im dürren Lande. Wo auch nur Ein Glied der Kirche ist, da ist doch die allgemeine Kirche, der HErr vergißt keinen einzuschließen, Er kennt die Seinen! Nicht jetzt, am Ende (Offenb. 7.) erscheint ihre große Heerschaar übersichtlich. Nicht immer viele, nicht immer an jedem Orte viele oder etliche, aber allezeit und an allen Orten alle Kinder Gottes gehören zu dem großen Reich des HErrn. Der schmale Weg, die kleinen Heerden aller Lande und Zeiten bilden jene unzählbare Schaar der Offenbarung, die wahrhaft katholische Kirche des Himmels und der Ewigkeit.


5. Der Mittelpunkt der Einen Kirche ist das apostolische Wort.


 Der Mensch ist zur Gemeinschaft geschaffen, zur Kirche, welche die von Gott bestimmte Gemeinschaft ist. Die Kirche ist Eine, – ewig Eine, allezeit Eine, überall Eine. So viel haben wir gesehen.