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Angenommen nun, man wäre im Stande, alle Bekenntnisse entweder in Uebersetzungen oder in den Ursprachen zu lesen; so bliebe es denn doch eine sehr schwierige Sache. Sie den Laien zumuthen, hieße voraussetzen, daß das ganze Volk aus lauter fleißigen, standhaften, vorurtheilsfreien und urtheilsfähigen Gelehrten bestehe“. Es scheint wirklich, als ob die Sache über den Horizont des einfältigen Volks gehe.

 In Betracht dieser Einwendung läugnen wir nun allerdings nicht, daß es Laien gebe, welche zu einer umfaßenden Lösung dieser Aufgabe untüchtig sind. Ja, wir wollen, obschon im Begriff, die Aufgabe sehr zu ermäßigen, noch mehr zugeben, nämlich Laien, deren Gaben auch nicht zur geringsten Aufgabe eines selbständigen Vergleiches und Unterscheidens hinreichen, deren Glaube und Bekenntnis immer vom Glauben und dem Bekenntnis der Einsichtsvolleren abhängt. Diese werden deshalb eine gewisse Verantwortung und Vormundschaft von sich nimmermehr abwälzen können und ihre Aufgabe um so ernsthafter zu erledigen haben, weil sie dieselbe nicht blos für sich erledigen. – Jedoch, wir dürfen auch die Aufgabe nicht schwerer darstellen, als sie wirklich ist.

 Wäre es auch nöthig, alle und jede Bekenntnisse zu vergleichen, die es gibt oder deren man habhaft werden könnte; so darf man doch nicht vergeßen, daß alle Bekenntnisse nur Variationen über dieselben Glaubensartikel sind, daß der Verstand schon an dem Studium einiger so erstarkt, daß man für die andern rüstiger und scharfsichtiger wird. Mit manchen würde ein einigermaßen bibelfestes Volk bald zu Stande kommen und fertig werden, und die Wahl zwischen den wenigen offenbar besten Bekenntnissen würde nach den Unterscheidungslehren geschehen und beim Lichte des göttlichen Wortes so schwer nicht sein.

 Allein, es ist gar nicht nöthig, einen so weitläufigen Weg zu gehen. Vergleiche nur vor allen das Bekenntnis der Kirche, zu welcher du dich bisher selbst gehalten hast, mit dem klaren Worte Gottes. Findest du es bewährt, so ist eigentlich deine Arbeit schon geschehen; denn mehr als dem klaren Worten entsprechend kann kein Bekenntnis sein; und findest Du das Deine