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Ständen, daß man zu der alten katholischen Kirche zurückkehren müße, weil die römische, die sich in der Welt breit mache, die alte katholische d. i. apostolische Lehre verlaßen habe. Was er bat, war Schutz und Emporbringung der uralten katholischen Lehre. Der Mann hatte die offenbare Wahrheit zur Seite! Und wir sollten sie nach weiteren Erfahrungen dreier Jahrhunderte verlaßen? Das sei ferne! Im alten Wellenländchen Gottes, im Frankenlande, – allüberall im deutschen Lande, wo man die Augen im Haupte und Gottes Wort im Auge hat, sei Gott gefragt und nicht das zahllose Gras der Menschheit, das heute steht und morgen im Ofen liegt. Was Gott sagt, ist recht, – und das ist die rechte Kirche, die da vor Gottes Wort Herz und Haupt neigt und Kniee beugt!


8. Einigkeit und Succession im Sinne der Römer ist kein Kennzeichen der Kirche.


 Daß Einigkeit der Kirche zukomme, ist keine Frage. Aber die Einigkeit, welche ihr zukommt, ist die Einigkeit in der Wahrheit, im Bekenntnis, in der Lehre, – eine Einigkeit, welche mit dem von uns anerkannten Kennzeichen der Kirche ganz zusammenfällt. An dieser Einigkeit allein kann unsern Gegnern zunächst nicht liegen, da sie die Wahrheit des göttlichen Wortes, gegen welche sie kein gutes Gewissen haben können, zu nah berührt. – Einigkeit überhaupt können sie wieder nicht meinen, da es ja offenbar ist, daß die Einigkeit im Allgemeinen nicht der Kirche allein zukommt, also kein Kennzeichen der Kirche sein kann. – Was sie meinen können, ist nichts anders, als die Einigkeit der Glieder der römischen Kirche mit ihrem Haupte, dem Papste. Das ist der Ruhm unsrer Gegner. Sie sehen die Evangelischen im Lande und über die Erde hin zerstreut: die einen haben diese, die andern jene äußerliche Verfaßung; jedes evangelische Ländchen hat so seine eigene Art und Weise. Das ist den Gegnern ein Gräuel und sie weisen dagegen auf ihre Einigkeit, auf den Zusammenhang ihres Volks mit ihrem obersten Hirten, auf die Gliederung, die von