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sollte, als die römische, die ihre Lücken und Aber in einem Maße, wie vielleicht keine andere, die auf dergleichen Werth legt, an sich trägt und umsonst zu verhüllen strebt.

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 Jedoch, warum gehen wir nicht daran, die römische Einigkeit und Succession ins rechte Licht zu stellen? – Wir haben keine Scheu vor dem Worte Hierarchie, wenn es weiter nichts, als Ordnung und Gliederung im Kirchenregimente andeuten soll. Wir finden eine Episcopalverfaßung der Kirche bei weitem am zuträglichsten. Ja, eine Patriarchalverfaßung, wie sie in den ersten Jahrhunderten sich ausgebildet hatte, würde bei denen, welche nur erst über den Segen, der sich per accidens an äußere Einheit und einige Verfaßung hängen kann, die geschichtliche Ueberzeugung, und gegen die geschichtlichen Uebertreibungen und Ueberschreitungen unüberwindliche Wehre gefunden hätten, leichten Eingang finden können, zumal die Kirche gewis aller Orten den Misstand der „judicia ecclesiastica magistratuum territorialium“ zur Genüge erkannt hat. Aber – wir erkennen kein göttliches Recht der Hierarchie, der Episcopal-, der Patriarchalverfaßung. Wir erkennen klar und deutlich das Episcopat, welches in heiliger Schrift gegründet ist, welches mildem Presbyterate gleichbedeutend ist, und sehen nicht ein, wie Gemeinden recht geweidet werden sollen, in denen nicht das Episcopat in seine vollen Rechte eintritt. Aber wo steht eine Sylbe in der ganzen h. Schrift, welche mit Recht zum Beweis der Episcopalverfaßung, der bischöflichen Succession, eines röm. Primats gedeutet werden könnte oder dürfte? Eine romanisirende oder überhaupt altertümelnde, mystificirende Deutung der ἐπίϑεσις χειρῶν, ist am Ende alles und alles, was man erzwingen, aber nimmermehr beweisen kann. Die Schrift weiß von diesen Menschensündlein nichts. Denn, so ehrwürdig die Episcopalverfaßung etc. sich geschichtlich und de jure humano mag darstellen laßen, so verdient sie doch, wenn sie göttlichen Rechtens sein will, mit all ihrem Anhang weiter keinen Namen, als den eines argen Menschensündleins. Es mag mit dem Episcopate und der Succession überhaupt gegangen sein, wie in dem reformirten England. In England gieng die Reformation durch die Hände der hohen Geistlichkeit. Man