Seite:Wilhelm Löhe - Ein Conferenzvortrag in Betreff der Rosenmonate heiliger Frauen.pdf/12

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 Indem ich nun auf diese Weise die eigentliche Absicht, welche ich bei den Rosenmonaten hatte, darlegte, war mir ganz wohl bewußt, daß dieselbe vielen meiner Gegner an sich keineswegs widerwärtig war. Vielleicht erkennen manche die Absicht nicht blos an, sondern dürfen noch überdies behaupten, daß sie dieselbe schon längst gehegt und gepflegt hätten, nur in anderer Weise; und das wird nun eben der Tadel sein, der mich treffen soll, die Art und Weise, wie ich die alten Heiligen der Gegenwart wieder vorführe. Man fühlt den Rosenmonaten ein sehr verschiedenes historisches und kirchliches Urtheil ab. Nicht blos einzelne Züge in den Lebensläufen der Heiligen; sondern die ganze Würdigung der alten Zeit ist eine andere, als die gewohnte protestantische, und das kirchliche Urtheil sieht gleichfalls demjenigen nicht ähnlich, welches man in andern Büchern dieser Art findet. Andere Protestanten der neueren Zeit erzählen auch Heiligenleben, zum Theil dieselbigen Heiligengeschichten, wie ich, aber kein Mensch nimmt daran Anstoß, weil in der gewohnten protestantischen Weise alles und jedes nach dem Vorgange der historischen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts erzählt ist. Wenn etwas daran läge, könnte ich anschließend an die letzten Sätze fast alles dasjenige vorbringen, was man an meinem Buche getadelt hat. Ich will aber lieber meinen Sinn erklären und einem jeden von den theuern Brüdern es selber überlaßen, meine Thesis durch Vergleichung mit dem Urtheile anderer zur Antithesis zu machen.

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 Ich läugne also gar nicht, daß mein historisches