Seite:Wilhelm Löhe - Ein Conferenzvortrag in Betreff der Rosenmonate heiliger Frauen.pdf/29

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Dichter, welche die Götter Griechenlands und die Braut von Corinth gedichtet haben, eine christliche Seite abzugewinnen; sogar in Blättern, wie die fliegenden des rauhen Hauses, konnte man diesem Zwecke wenigstens mitgewidmete Artikel lesen. Wenn der eine meiner Freunde oder Feinde die Helene von Orleans, ein anderer die Argula von Stauffen, mit ihrem ganzen weiblich unschönen Leben zu Gewichten braucht, die sechzig Heiligen der Rosenmonate in die Höhe zu schnellen, so läßt sich das noch entschuldigen; was soll man dann aber sagen, wenn man mit solchen abgefallenen Leuten, wie unsere großen deutschen Dichter sind, eine Gemeinschaft des Geistes herzustellen sucht? Und was soll man dazu sagen, wenn die großen Künstler, die Schiller und Göthe dem Volke Gottes genießbar machen wollen, die alten vielberühmten Christen der Vorzeit über Bord werfen zu müßen glauben? So lange man so in der Finsternis tappt, wird man wahrhaftig auch noch sagen dürfen, es sei an den Helden der christlichen Vorzeit noch etwas Gutes, von ihnen noch etwas zu lernen, an ihnen noch etwas zu rühmen. Ich kann vieles vertragen, ja ich freue mich einer Gerechtigkeit, die nach allen Seiten hin sich erweist; es ist mir ein Vergnügen, nicht blos von Amalie Sieveking, sondern auch von Hanna Moore, Sara Martin und Elisabeth Fry zu lesen. Was keusch, was lieblich, was wohllautet, ist irgendwo eine Tugend, da will ich Gerechtigkeit widerfahren laßen; was irgendwie aus Christi Geist gefloßen ist, bewußter oder unbewußter Maßen, das laße ich mir nicht nehmen, da denke ich