Seite:Wilhelm Löhe - Ein Conferenzvortrag in Betreff der Rosenmonate heiliger Frauen.pdf/30

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an das Wort: „Alles ist euer“; aber eben deswegen laße ich es mir auch nicht nehmen, meine Verwandtschaft mit den alten Heiligen zu bekennen, und mich auf den Himmel unter anderem auch deshalb zu freuen, weil ich sie dort finden werde. Die Gegner der Rosenmonate gestehen zu, daß in ihnen mit Worten nichts gegen die Lehre der Protestanten stehe, sondern daß sie an vielen Stellen ausdrücklich bekannt sei; aber das können sie nicht begreifen, wie man bei vollem confessionellen Standpunkt dennoch mit Ehrerbietung von den alten Christen reden könne, wie man es wagen könne, sich an ihnen zu erbauen, wie man in ihre Gesellschaft gehen und sich unter ihnen heimathlich fühlen könne, ohne deswegen aufzuhören, ein Lutheraner zu sein. Ich aber kann das begreifen, und übe es frei: ich kann meine Finger emporheben und schwören, daß man nur aus Gnaden selig werden könne, und beim tiefsten Bewußtsein des Gnadenbedürfnisses, mit Lippen, von denen alle Tage die Lehre von der Rechtfertigung trieft, dennoch den großen Heiland preisen, der, wie er die lutherische Kirche trotz ihrer Mängel und Fehler nicht wegwirft, so auch die alte Kirche und ihre Heiligen nicht völlig weggeworfen hat, sondern auch die Lämmer und Schafe zu sich gesammelt, die nicht wie wir im seligen Lichte der lutherischen Kirche wandeln konnten. Ich meine auch, es sei einmal Zeit, daß sich das kirchliche Urtheil in Barmherzigkeit kläre, und man nicht ferner mehr vor lauter Eifer gegen die alten Ketzerrichter und ihre Richtung selbst in ihre Sünde falle. Ich meine sagen zu dürfen, so lange sei das kirchliche