Seite:Wilhelm Löhe - Ein Conferenzvortrag in Betreff der Rosenmonate heiliger Frauen.pdf/36

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

großen pecuniären Schaden gebracht hat. Wenn aber ein Haufen Diakonissen freiwillig, ohne mein Zuthun, um des Berufes willen und des Reiches Gottes willen, ohne falsches Vertrauen auf ihr Thun, glücklich und fröhlich bei ihrer Wahl, im Stande der Jungfrauschaft lebten, – oder unsere hiesigen Missionare dasselbige könnten und wollten; so würde mir das, ich sage es unverholen, eine hohe Freude sein; ich würde daraus beweisen, daß also die protestantische Freiheit nicht weniger vermöchte, als das Ordensgelübde der Römischen. Ich würde mit der selbigen Freude, die ich habe, wenn ich den ledigen Bräuten meiner Pfarrei den Ehrenkranz reiche, sterbenden Diakonissen die Krone eines glücklichen jungfräulichen Lebens aufsetzen, und mich gar nicht irren laßen, wenn mich die Hunderte von Müttern darüber schälten, die der Tochter schon den ersten Strumpf, den sie stricken soll, dadurch angenehm machen wollen,daß er zur Ausstattung gehören soll und zum Heirathsgute, und dem kleinen Mädchen in der Wiege schon drohen, es werde keinen Mann bekommen, wenn es so böse sei. Bitter, aber völlig wahr, wer weiß in Anbetracht wie vieler!

.

 Man kann mir freilich sagen, es handele sich nicht darum, sondern um meine Darstellung der Abwege, welche so viele Frauen und Jungfrauen der alten Zeit gegangen seien, um meine Ehrerbietung, um den panegyrischen Ton, um die Begeisterung, welche ich offenbar für das Alterthum hege. Ich aber sage, daß ich die Alten nicht wegen, sondern bei und trotz ihrer Abwege ehre; da ich ihre Abwege nicht gehe und ihre Personen dennoch hoch