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Wilhelm Löhe: Epistel-Postille für die Sonn- und Festtage des Kirchenjahres

in die hoffnungsreiche Erde, und geht fröhlich ein, einstweilen mit den Augen der Seelen, den Christus zu schauen, durch Deßen Hand Gottes Vornehmen fortgeht. Ha, Ihn walten sehen, regieren sehen, siegen sehen: selige Lust der Seelen. Er sieht Seine Lust an uns, und wir unsre Lust an Ihm. Und mit Ihm und allen Seinen Engeln sehen dürfen, wie die Menge am Meer herzu kommt und bekehrt wird, und die Starken vor Ihm schwach werden, und die Schwachen in Ihm stark und die Sünder durch Seine Erkenntnis gerecht: was für eine Seligkeit der Seelen, der abgeschiedenen, bei Ihm versammelten, ist schon das, noch ehe die Zeit kommt, da die Leiber wieder grünen und die Auferstehung erfolgt! Wie sind wir so selig im Leben, im Sterben und darnach: und alles in Kraft der Charfreitagsarbeit JEsu, dieweil Seine Seele gearbeitet hat, weil Er Sein Leben zum Schuldopfer in den Tod gegeben hat, den Uebelthätern gleich gerechnet ist, vieler Sünden getragen hat und für die Uebelthäter gebeten. O stiller, o seliger Charfreitag, – o Abend nach großer Arbeit, o süße Abendsonne nach tiefer Mittagsfinsternis! O Friede JEsu, des Gekreuzigten, o Gottesfriede aller Sünder! O Hoffnung des ewigen Lebens, o glorreiches, seliges Ende der Passion, des Fastens, der Buße, der Thränen, des Jammers, der Sehnsucht! HErr sei uns gnädig in Deinem Reiche, gib und erhalt uns Deinen großen Frieden, aus dem die Freuden alle wachsen sollen, die wir hoffen! Erbarme Dich unser, o JEsu, gib uns Deinen Frieden, o JEsu! Amen.

(Nun singt man den Lobgesang: „Wir danken Dir HErr JEsu Christ etc.)




Am heiligen Osterfeste.

1. Cor. 5, 6–8.
6. Euer Ruhm ist nicht fein. Wißet ihr nicht, daß ein wenig Sauerteig den ganzen Teig versäuert? 7. Darum feget den alten Sauerteig aus, auf daß ihr ein neuer Teig seid, gleichwie ihr ungesäuert seid. Denn wir haben auch ein Osterlamm, das ist Christus, für uns geopfert. 8. Darum laßet uns Ostern halten, nicht im alten Sauerteige, auch nicht im Sauerteige der Bosheit und Schalkheit; sondern in dem Süßteige der Lauterkeit und der Wahrheit.
I.
Eine protestantische Missionspredigt innerhalb der Gemeinde.[WS 1]
Zu Rügland gehalten.
1853.

 EIne durch Handel und Reichtum berühmte Stadt Griechenlands war Corinth. Lebensgenuß und Luxus giengen in Schwang; alles was Kunst und Wißenschaft dieser Welt heißt, stand in hohen Ehren und mußte seinen Beitrag zur Erhöhung des Lebensgenußes thun; wenn irgendwo, fand sich dort die stolze Hingebung in das Wesen dieser Welt, welche mit vornehmer Verachtung auf Menschen herunter sieht, deren Trachten über die zeitlichen Dinge hinausgeht und die noch etwas anders für groß und wünschenswerth erachten, als was die Zeit bringt und Sinne und Vernunft erfaßen können. In einer solchen Stadt hätte man am allerwenigsten einen fruchtbaren Boden für das Evangelium vermuthen sollen: und doch war gerade dort die Arbeit des heiligen Paulus reichlich gesegnet; es fand sich ein großes,

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Wilhelm Löhe: Epistel-Postille für die Sonn- und Festtage des Kirchenjahres. Samuel Gottlieb Liesching, Stuttgart 1858, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Epistel-Postille.pdf/239&oldid=- (Version vom 1.8.2018)