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Wilhelm Löhe: Epistel-Postille für die Sonn- und Festtage des Kirchenjahres

Am heiligen Osterfeste.
I.
Gesang der Väter.

Sei gegrüßt, du heiliger Tag,
Den Gott freudsam erleuchtet hat.
An welchem frei des Todes Art
Von Christ überwunden ward.

Nehmt wahr, dieß sind Gnadenzeichen,
Daß Er ist erstanden auf
Und hat alles herwiedergebracht,
Das längst der Welt war versagt.

Darum freut sich mit dem Kämpfer Christ
Alles, was geschaffen ist,
Laub, Gras, Bäum und alle Blumen,
Daß Christ vom Tod ist kommen.

Die gefangen waren im höllischen Reich,
Loben Gott alle geleich,
Der den Himmel eröffnet hat,
Zerstört des Teufels Hoffarth.

Gottes Sohn, der da am Kreuze hieng,
Ehrerbieten alle Ding,
Sonn’, Mond, Erd, Luft, Feuer und Waßer
Die durch Ihn sind geschaffen.


Marc. 16, 1–8.

 Und da der Sabbath vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria Jacobi und Salome Specerei, auf daß sie kämen und salbeten Ihn. Und sie kamen zum Grabe an einem Sabbather sehr früh, da die Sonne aufgieng. Und sie sprachen unter einander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Thür? Und sie sahen dahin, und wurden gewahr, daß der Stein abgewälzt war: denn er war sehr groß. Und sie giengen hinein in das Grab, und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Kleid an; und sie entsetzten sich. Er aber sprach zu ihnen: Entsetzet euch nicht; ihr sucht JEsum von Nazareth, den Gekreuzigten, Er ist auferstanden und ist nicht hier. Siehe da die Stätte, da sie Ihn hinlegten. Gehet aber hin, und saget es Seinen Jüngern und Petro, daß Er vor euch hingehen wird nach Galiläa: da werdet ihr Ihn sehen, wie Er euch gesagt hat. Und sie giengen schnell heraus, und flohen von dem Grabe, denn es war sie Zittern und Entsetzen angekommen, und sagten niemand nichts, denn sie fürchteten sich.

Christ ist erstanden von der Marter alle;
Deß soll’n wir alle froh sein,
Christus will unser Trost sein. Kyrie eleis!

Wär Er nicht erstanden, so wär die Welt vergangen.
Seit daß Er erstanden ist,
Lob’n wir den HErrn JEsum Christ. Kyrie eleis.

Halleluja, Halleluja, Halleluja!
Des soll’n wir alle froh sein,
Christus will unser Trost sein. Kyrie eleis!


Joh. 20, 1–18.

 An der Sabbather einem kommt Maria Magdalena frühe, da es noch finster war, zum Grabe, und siehet, daß der Stein vom Grabe hinweg war. Da läuft sie, und kommt zu Simon Petro und zu dem andern Jünger, welchen JEsus lieb hatte, und spricht zu ihnen: Sie haben den HErrn weggenommen aus dem Grabe, und wir wißen nicht, wo sie Ihn hingelegt haben. Da gieng Petrus und der andere Jünger hinaus, und kamen zum Grabe. Es liefen aber die zwei mit einander, und der andere Jünger lief zuvor, schneller denn Petrus, und kam am ersten zum Grabe; gucket hinein, und siehet die Leinen gelegt; er gieng aber nicht hinein. Da kam Simon Petrus ihm nach, und gieng hinein in das Grab, und sieht die Leinen gelegt, und das Schweißtuch, das JEsu um das Haupt gebunden war, nicht bei den Leinen gelegt, sondern beiseits eingewickelt an einem besondern Ort. Da gieng auch der andere Jünger hinein, der am ersten zum Grabe kam, und sahe und glaubte es. Denn sie wußten die Schrift noch nicht, daß Er von den Todten auferstehen müßte. Da giengen die Jünger wieder

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Wilhelm Löhe: Epistel-Postille für die Sonn- und Festtage des Kirchenjahres. Samuel Gottlieb Liesching, Stuttgart 1858, Seite 346. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Epistel-Postille.pdf/354&oldid=- (Version vom 1.8.2018)