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 Vorausgesetzt also, daß ein Bruder gesinnt sei, wie es zu wünschen ist, rathen wir ihm, sich in gar keiner Weise, auch nicht in der, die wir selbst vorschlagen wollen, zum Altar einer sakramentsmengerischen Gemeinde zu begeben, so lange er sich auf eine andere Weise helfen kann. Gibt ihm sein Pfarrer ein Dimissorium, gutwillig oder unwillig, so halte er sich zu der nächsten Gemeinde, bei der es richtig zugeht, und gehe so oft als möglich zum Sakrament, damit er durch eine desto reichere Erfahrung der Kraft und Gnade desselbigen die Mühsal, wallen gehn zu müßen, desto freudiger ertrage. Die Erfahrung zeigt, daß Menschen, die das Wort und Sakrament mit leichter Mühe und in der nächsten Nähe haben können, sehr oft den Eifer verlieren, den sie zuvor hatten, als sie den Himmelsgütern mit Aufopferung nachgehen mußten. Auch wird man immerhin für die Gabe der Treue in der Wahrheit empfänglicher sein, wenn man den Gegnern ferner, als wenn man ihnen näher steht. Es wird sogar bei einer gewißen Trennung auch Liebe und Ehrerbietung gegen die anders Gesinnten sorgfältiger bewahrt und gepflegt werden, als wenn man in der täglichen Reizung lebt.

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 Legen sich aber dem Wallen unüberwindliche Hindernisse entgegen, daß man also, z. B. wegen Krankheit, Alter oder Schwachheit, oder wegen allzugroßer Entfernung nicht wallen könnte; so wird man, vorausgesetzt, daß an dem heimatlichen Altare bei der Mengerei doch das Bekenntnis vom Abendmahl, Consecration und Distribution formal in Ordnung sind, sich nicht mehr länger mit dem crede et manducasti befriedigen dürfen. Dies Wort bleibt ein Trost, wenn es unmöglich wird, den Leib und das Blut zu empfangen. Die Menschen aber, denen, wie uns, die große Gnade gegeben ist, die hohe Wichtigkeit und segensreichen

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Wilhelm Löhe: Gutachten in Sachen der Abendmahlsgemeinschaft. Verlag der C.H. Beck’schen Buchhandlung, Nördlingen 1863, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Gutachten_in_Sachen_Abendmahlsgemeinschaft.pdf/32&oldid=- (Version vom 1.8.2018)