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setzte. Ich habe seit meiner Verheiratung nie einem neuen Ehepaare Beßeres zu wünschen gewußt, als: „Möge es euch gehen, wie mir!“ – Auch Helene war glücklich. Als sie im Jahre 1840 einige Wochen in Frankfurt war, schrieb sie mir am 16. Mai: „Heute in 14 Tagen bist Du wieder bei mir. Ich zähle Tage und Stunden mit mehr Sehnsucht, als eine Braut auf ihren Bräutigam wartet; Du hast in Deinem letzten Brief denselben Gedanken geschrieben, den ich schon so oft gehabt habe. Ich freue mich auf jedes Brieflein von Dir mehr, als ich mich als Braut gefreut habe, glaube ich.“ – So lebten wir in tiefem Frieden und immerwährendem Gelingen unsre Jahre dahin, bis das Jahr kam, das ihr ewige Freuden, mir aber das herbe Leid der Trennung brachte. –

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 Das Jahr 1843 war Helenens letztes Lebensjahr auf Erden. Es begann so schön. Die gute Mutter, welche die Einsamkeit des stillen Dorfes und die reichen Segnungen eines friedenreichen Pfarrhauses so oft in den 6 Jahren aufgesucht hatte, war bei der geliebten Tochter und ihren Enkeln überglücklich; trübe, kranke Stunden wurden von dem Frieden und der Freude des Hauses verjagt. – Am 22. Januar gebar Helene ihr viertes Kind, das dritte Söhnlein. In dem angstvollen Stündlein war sie voll der liebenswürdigsten Heiterkeit und des stillsten Glaubens. Das Lied: „In Dich hab’ ich gehoffet, HErr“ beschäftigte ihre Seele; mit kindlicher Freude schlug sie es auf und legte es auf ihr Bette vor Gottes Augen und ihren eigenen hin. Der HErr half ihr gnädig und gab ihr den Sohn in die Arme, zu derselben Zeit, in welcher ich ein sterbendes