Seite:Wilhelm Löhe - Lebenslauf einer heiligen Magd Gottes aus dem Pfarrstande 2 Aufl.pdf/29

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mit einem freudigen Ja beantwortet: ihre Herzenseinfalt ist groß, und dies wird anerkannt werden: nur in einem recht einfachen Leben wird sie glücklich sein, und auch glücklich machen.“ Und wahrlich, das wenigstens ist anerkannt worden, vor allen von mir; und so ist’s gekommen, sie hat das Glück der Einfalt empfangen und dargereicht, nemlich mir.

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 Wie sich die Helenen von Gott verliehene natürliche Art ausgenommen und gegeben hat, ehe sie ihren HErrn kennen lernte und sich Ihm herzlich ergab, weiß ich nicht. Ich kenne sie nur auf ihrem Gang zu Christo und in Christo. Da aber unterschied sich die Zeit vor und in der Ehe. Vor der Ehe prägte sich die natürliche Einfalt in bescheidener, fast scheuer Jungfräulichkeit aus. St. Pauli herrliche Worte vom Stande der Jungfrauen 1. Cor. 7. erfüllten die Seele der Jüngerin. „Eine Jungfrau sorget, was des HErrn ist,“ das konnte man von ihr oft hören und lesen. In der Ehe hingegen herrschte ganz der Ton Epheser 5, 32. 33. Der Wechsel des einen Standpunkts mit dem andern kam Helenen anfangs schwer an, bis ihr die Einfalt Muth und Freudigkeit verlieh. „Ich habe heute – schrieb sie als Braut am 14. Juni 1837 – in Luther’s Weisheit die Auslegung von 1. Mos. 16, 1–6. u. 1. Mos. 23, 24. gelesen. Jetzt lese ich solche Sachen mit einem besondern Vergnügen; früher habe ich sie nicht gerne gelesen;  – jetzt gefallen mir Stellen wie 1. Petr. 3, 1–7. sowohl, früher gefielen mir 1. Cor. 7, 32–34. besonders. Es ist jetzt grade umgekehrt. Ich danke meinem Gott, daß ich Dein Weib werde und laße Ihn nicht, Er segne