Seite:Wilhelm Löhe - Lebenslauf einer heiligen Magd Gottes aus dem Pfarrstande 2 Aufl.pdf/54

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was wir beide nicht können; sprich mit mir ein Dreimalheilig – und dann, zürne mir nicht, daß Dein Bräutigam Dir das gesagt hat! Er meint es von Herzen treu mit seiner Liebsten.“

 „Eigentlich liebe ich Krummacher’s Predigten nicht; aber man kann aus ihnen lernen, namentlich auch aus denen über das hohe Lied. Du wirst sie vielleicht einmal mit mir lesen – und darfst Dich nicht fürchten, als würdest Du da erröthen müßen. Sie sind zart gehalten! – Erlaube, daß ich Dir aus der Vorrede zur ersten Auflage folgende Stellen abschreibe“:
 „Mir ist dieses heilige canonische Buch (das hohe Lied) ein Buch voll großer geistlicher Beziehungen, das ich jenem Schmetterling, Apollo genannt, vergleichen möchte, der schön und farbig wie wenige, nur auf den hohen Alpen lebt, und über unermeßlichen Tiefen die glänzenden Flügel regt.“
 „Der Schlüssel zum hohen Liede liegt in der eigenen Erfahrung. Wer noch draußen ist, und das heitere und selige Heiligthum der Christusgemeinschaft, wovon das Lied durchgängig zeuget, noch nicht selbst betreten hat, dem gelten die höchsten Töne der Sulamithin nicht. – Das Ohr dafür hat keiner mit auf die Welt gebracht. Suche die Deutung dieses Liedes nicht auf dem Wege eines vernünftigen Reflectierens, es ist eitel.“
 „Wen es befremden oder gar anstoßen sollte, daß im hohen Liede zur Veranschaulichung geistlicher,