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Hinterteil desselben, lehnt Sein Haupt an und wartet des Schlummers.

 Seine Jünger folgen Ihm nach – und wohl ihnen! Zwar gehen sie in Gefahren, aber durch Gefahren zu einem freudenvollen Sieg.

 1. Liebe Seelen! Der HErr sucht Seine Ruhe in einem unbeständigen, schwankenden Schifflein. Wundert euch nicht! Denn was ist unbeständiger, was schwankender, als ein Menschenherz, und doch kommt JEsus, klopft ernstlich und begehrt Einlaß, Seine Ruhe darin zu halten und Ruhe haltend eine Ruhe zu geben, die höher ist, als alle Vernunft. Schwankende, unstäte Herzen, die ihr bisher über die Welt hintanztet, wie ein Schiff über die Wogen, wollt ihr nicht euren Heiland aufnehmen, Ihm einen Ort geben, wo ER Sein Haupt hinlegen könne? Thut es! Euer Herz wird alsdann ewiglich leben!

 2. Teure Brüder! Da die Jünger mit JEsu ins Schiff gingen, gingen sie in Gefahren. So muß auch der, welcher mit JEsu von der Welt in die Arche der heiligen Kirche geht, welcher sich bekehrt, sich auf Gefahren gefaßt machen. Das erwarte nur keiner, daß er durch seine Bekehrung aller Trübsal entnommen sei. Aber was kann das hindern, ist man ohne Gefahr, wenn man nicht in der Arche ist, ist man nicht in größerer Gefahr? Und wenn man überall in Gefahr ist, ist es nicht besser, da in Gefahr zu sein, wo der ewige Noah dabei ist, das ist, der Friedefürst JEsus Christus? Lasset uns mit Ihm, Brüder, zu Schiffe gehen! Es kann nicht anders sein, wo ER ist, kann keine Gefahr gefährlich werden, und die Arche muß endlich nach überstandenen Fluten auf dem Berge Ararat stehen, sicher stehen bleiben!


II.

 Sehet doch, meine lieben Brüder, in das Hinterteil des Schiffes. Da schläft JEsus. Sein Entschlummern war ein betendes. Der Vater und Sein Reich kamen und hielten stille Rast im Herzen dieses Schläfers. Sein Schlaf ist süß und heilig, kein junges Kind schläft so im Schoße seiner Mutter.