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Kleinglauben und durch den Anblick Seiner Ruhe von ihrer Unruhe. Wenn ER sich zeigt, dann schämt man sich; denn ER zeigt sich immer mit großer Hülfe, als ein Heiland, der, so wenig man Ihm vertraute, dennoch alles Vertrauens würdig war. Man findet Ihn treu, Seinen Bund unabänderlich, Seine Gnade unwandelbar, Ihn rein von aller Schuld an unserer Plage, und als Ursache alles Jammers nur unser trotziges und verzagtes Herz. Ja, so wird’s offenbar, noch ehe wir die Hülfe selbst erfahren, wenn entweder ER selbst durch Seinen Geist, oder ein Prediger, ein Beichtvater, ein Freund in unserer Not uns unsern Kleinglauben vorwirft; wir werden dadurch beschämt, und ER wird herrlich vor uns!

 Wie aber erst, wenn ER geholfen hat, wenn nach schwerer Anfechtung die Sonne wieder scheint, wenn nach einem Jakobskampfe ein Segen und Pniel kommt, wenn aus der Buße der Friede Gottes wächst, wie dann? Da geht es uns, wie der HErr sagt: „Ein Weib, wenn sie gebieret, hat sie Traurigkeit, denn ihre Stunde ist gekommen. Danach aber vergißt sie die Traurigkeit um der Freude willen, daß der Mensch zur Welt geboren ist!“ Plötzlich wechselt’s, plötzlich war der Jammer gekommen, plötzlich kommt die Freude! Brüder! Wenn Freude kommt, dann fasset eure Herzen in Geduld: es kommt Traurigkeit, und wenn Traurigkeit kommt, so freuet euch: erst dann wird die Freude recht herrlich hervorbrechen, und ihr werdet euch wundern, wie gar schnell und eilend eure Herzen zur Ruhe kommen! Dann vergesset nicht, wer euch geholfen hat! Vergesset nicht über der Hülfe den Helfer, über der Freude den Freudengeber, über den Trost den frommen Tröster! Dann gebt Ihm Preis und Dank und Ruhm, die Ihm gebühren!

 Als die Menschen auf den Schiffen das Wunder sahen, verwunderten sie sich und sprachen: „Was ist das für ein Mann, daß Ihm Wind und Meer gehorsam ist?“ – Für Wunder gebührt Ihm Bewunderung. Und wer sollte sich nicht verwundern über die Thaten Seiner Macht, zumal wenn man nicht bloß diese äußeren Thaten ins Auge faßt, sondern