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I.

 Daß Christus unser Fürbitter ist, ist fürs erste eine unumstößliche Gewißheit. Es ist so gewiß, daß ER für uns bittet, als Christus ein Priester ist und zwar ein Hoherpriester; denn zum Amte eines Priesters gehört die Fürbitte ohne allen Zweifel. Darum steht auch Hebr. 7, 24. 25 geschrieben: „Christus, darum, daß ER bleibt ewiglich, hat ER ein unvergängliches Priestertum, daher ER auch selig machen kann immerdar, die durch Ihn zu Gott kommen, und lebt immerdar und bittet für sie.“ In diesem Spruch ist offenbar auf Christi unvergängliches Priestertum Seine immerwährende Fürbitte gegründet. – Die obengenannte Gewißheit von JEsu Christi Fürbitte gründet sich aber auch ferner auf das Zeugnis des heiligen Geistes durch den Mund der Apostel. Denn fürs erste bezeugt es unser Text, daß ER zur Rechten Gottes ist und uns vertritt. Sodann bezeugt es St. Paulus in den eben angeführten Worten des Hebräerbriefs, daß Christus immerdar lebt und für uns bittet. Derselbe Apostel in demselben Briefe (9, 24) versichert, daß Christus in das Allerheiligste des Himmels eingegangen ist, zu erscheinen vor dem Angesichte Gottes für uns. So sagt auch St. Johannes im ersten Briefe (2, 1): „Wir haben einen Fürsprecher bei dem Vater, JEsum Christum, der gerecht ist.“ Und ähnliche Zeugnisse des heiligen Geistes finden sich in der heiligen Schrift mehr. Diese Zeugnisse überwinden alle Zweifel und Einsprachen der Welt bei denen, die nach vielem Irrtum zur Einfalt zurückkehrten, sowie bei denen, welche im einfältigen Kinderglauben durch Gottes Schutz geblieben sind. Selig, wer auf Gottes Zeugnisse sich kindlich, einfältig gründet! Die Welt vergeht mit ihrer Lust, aber Seine Worte und Zeugnisse vergehen nicht, und wer auf Gottes ewige Zeugnisse sich gründet, der wird bleiben, wie die Zeugnisse, im Frieden, durch die Fürbitte Christi, wenn Himmel und Erde vergehen und alle Augen Ihn als Richter kommen sehen.