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Aufmerken unsere Füße auf die Wege des Friedens richtete.

 Endlich kommen Stunden, wo wir nicht wissen, wie uns geschieht, wo wir in starke Hände fallen, Stunden leiblicher und geistlicher Kraft, Stunden des Todes, die letzten Augenblicke, wo wir nicht mehr beten können, wo wir in Gefahr sind, verloren zu gehen, wo wir dem Himmel nah, aber gleich nah der Verdammnis sind! Welch ein Trost für ein gläubiges Christenherz, daß wir dann einen Fürbitter haben, der immerdar lebt und für uns bittet! Welch ein Schrecken müßten für uns die letzten Nöte sein, wenn wir im Drang des Todes, bei den Schmerzen des Abscheidens nicht mehr beten, kein Licht mehr haben sollten, den Weg zur Heimat zu finden! Aber sieh, das Gebet des ewigen Fürbitters steht und geht, fleht und wird erhört an unseres Gebetes Statt, es schafft und wirkt uns Erquickung aus im letzten Kampf, es ist ein starker, ausgereckter Arm Gottes, der uns durchs dunkle Thal führt, die Himmelsthore öffnet und nicht still steht, bis wir daheim sind, bis unser Mund voll Lachens geworden und Großes für die Ewigkeit an uns geschehen ist!

 Brüder, habt ihr’s bedacht, daß, was ich sage, Wahrheit ist, daß JEsu Liebe vom ersten Hauche eures Lebens bis hierher, ja, ehe ein Hauch aus euren Lippen entronnen ist, für euch gesorgt und alle Wohlthaten eures bisherigen Lebens euch ausgewirkt hat, ja, nicht das allein, sondern euch auch die Thür zum Frieden, den Zugang zu dem Meer der Gnade, den Eingang ins ewige Reich der Herrlichkeit offen gehalten hat? Wenn ihr’s bedacht habt, was gebt ihr dem, der so vielen euch erzeigten Wohlthaten auch die Seines unaufhörlichen Gebets hinzugefügt hat? Womit dankt ihr Ihm? Womit habt ihr Ihm gedankt? Denkt daran, habt ihr um Seinetwillen Böses unterlassen und statt eures eigenen Gelüstens Seinen heiligen Willen vollbracht? Ist zu Dank und Preis dem ewig Liebevollen in euch ein solcher Sinn, daß ihr Ihm nachsprecht in diesem euren Streit, wie ER in Seinem: „Deinen Willen, mein Gott, thue ich gern!“?