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welche ja nur übrig bleibt, solange sie als Zeugin Seiner Thaten vorhanden ist. Bis dies Ziel erreicht ist, bis am letzten Tage der ewige Hohepriester aus dem Heiligtum hervorkommt sichtbar, und mit ewigem Segen Seine Kirche begrüßt, ist alles Gute, das wir erfahren, aller Segen Leibes und der Seele, liebe Brüder, nur ein Beweis, daß der ewige Hohepriester noch lebt und segnet. Durch Seine Hand fließt Gnade um Gnade zu, wie Sein Mund Gnade um Gnade für uns bittet und uns zusegnet. In Seiner Fülle leben wir unsere Lebenstage dahin, in den reichen Gütern Seines Hauses, in der Erfüllung Seines immerwährenden Vatersegens leben, weben und sind wir. Aber leider sind wir ein vergeßliches Geschlecht und ein undankbares, das unter den Segenshänden des ewigen Hohenpriesters dahintanzt, wie Mücken im Sonnenstrahl, erfreut vom Glück, aber danklos, ohne Lied, ohne Sang und Klang! – O tadelhafte Gesinnung und beklagenswerte Blindheit des Herzens, die um so beklagenswerter ist, wenn man bedenkt, daß dieser ewige Hohepriester nicht von uns fern ist. Seine Hände schweben zwar über uns, aber Seine Füße stehen mitten unter uns, die Erde ist Seiner Füße Schemel; ER ist bei uns und selbst unser größter Segen. Alles, was ER giebt, bringt Segen, ER selbst aber ist lauter Segen und ein Quell des Segens. ER ist ja der Same, welcher dem Abraham verheißen ward, in welchem alle Völker gesegnet werden sollten, Ihn hat ja der Vater unter uns gesendet, uns zu segnen, daß wir an Ihm Sein segenvolles Vaterherz erkennen sollten. Was haben wir an Ihm nicht alles? ER ist die Versöhnung für unsere Sünden, unser Friede, unsere Freude, unsere Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung, Erlösung, unseres Lebens Leben, unseres Todes Tod, welche Namen gebühren Ihm nicht? Wo ist etwas Schönes, Großes oder Gutes, das wir in Ihm nicht hätten, das der nicht hätte, der Ihn hat? – O Du ewig segensvoller Hoherpriester und unser größter Segen, habe Dank für Deine Offenbarung, daß wir Dich kennen und wissen, daß Du mit ausgebreiteten Armen, mit segnenden Händen uns aufgenommen hast und noch bereit bist, alle aufzunehmen, welche, mühselig