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neue unsere Füße zu waschen, der in der Demut Geduld hat, solange wir in diesem sündenvollen Leben wandeln, der durch geduldige Demut, durch immerwährendes tägliches Waschen auch unsere Geduld stärken will, daß wir, von Ihm getragen und geduldet trotz vieler Sünden, von Ihm alle Tage gewaschen, nicht müde werden sollen, unserer Taufe zu trauen und in ihrem Frieden zu ruhen, ob uns auch viel Sünde in den Weg kommt und unsern Blick auf unser Kleinod, unsere Taufe trüben will! Rein durch die Taufe, gewaschen durchs Wort: wie selig ist der Christ! Und wie demütig ist der HErr, der immer Nahe, der, so oft ein Herz unter der Last der Sünden zu Ihm seufzt, immer wieder Sein offenes Herz, Seine Seite zeigt, Sein Blutvergießen, und durch oder ohne Seine Diener, in der Kammer, wo kein Diener Christi hineindringt, den einsamen Sündenkummer wegnimmt und fort und fort der Seinen Diener, und in dieser Seiner immerwährenden geduldigen Demut ihr Friede, ihre Freude ist, ein Friede und eine Freude, die nicht an Hochmut grenzen dürfen. Denn bei täglicher Erfahrung göttlicher Demut im Fußwaschen, Brüder, wer könnte da hochmütig bleiben? Wer sollte nicht Demut lernen von dem, der mit größerem Recht, als alle Menschen sagen kann: „Lernet von Mir, denn Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig!“

 Nun, geliebte Brüder, von der heilvollen Demut JEsu wäre genug geredet. Nur wenige Worte noch:

 Ihr seid gewaschen in der Taufe: habt ihr nicht diesen Glauben längst verloren, lebt ihr nicht in solchen Sünden, als z. B. in Geiz, Betrug, Wollust, Saufen, Fressen, Spielen, Neid und Hader, durch welche die Taufgnade weggenommen, und nicht bloß die Füße, sondern auch das Herz, das Haupt, der ganze Mensch wieder beschmutzt wird mit dem Schmutz der Sünde und dem Tode geweiht?

 Oder wenn es so ist, wenn ihr abgefallen seid, wenn ihr voll Schmutzes seid: wollt ihr’s denn bleiben, wollt ihr nicht reumütig wiederkehren und an eure Taufe wieder glauben, beten, daß Gott den Segen und das Waschen der Taufe, das