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ihr nicht entrinnen; für die Welt kommt sie, es ist ihr gesagt und angekündigt, sie kann entrinnen – aber sie glaubt, es käme keine, so sucht sie nicht zu entrinnen, bereitet sich auch nicht. Sie sollte alle Augenblick und Stunden sich bereiten, weil alle Augenblick Gefahr sein könnte. Sie verliert die Zeit und scherzt. Sie redet von Aberglauben und Thorheit, sie verlacht den Glauben der Kirche, heißt ihn einen Ueberrest finstrer Zeiten. Sie verblendet und verstockt sich selbst – sie will nichts wissen von einem Ende, nichts von einem jüngsten Tage. Der HErr sagt: zur Zeit, da ER keinen Glauben mehr finden werde, werde ER kommen. Der Abfall ist da, kein Glaube mehr auf Erden. – Die Zeit ist ernst und schwer, wie Schwüle vor dem Gewitter – und die Welt ist und bleibt, was sie zuvor war, die arme, blinde, sichere, bedauernswerte Welt!

 4. Wohlan denn! will die Welt also – ach! wir bedauern sie, es ist uns leid, daß sie sich, obwohl finster an Erkenntnis, für sehend hält; aber wir können es ja nicht ändern. So will ich denn, meine Teuren, an euch noch einige Worte richten, wie sie mir mein Text an die Hand giebt, an euch, die ihr etwa nicht ungeneigt seid, dem Worte Gottes zu gehorchen.

 Im Namen JEsu ermahne ich euch hiemit: „Seid wacker,“ wachet! Wenn eins unter euch lau geworden ist im Glauben, wenn es, wie die Jungfrauen allesamt, eingeschlafen ist, weil der Bräutigam verzeucht zu kommen, so ruf’ ich ihm jetzt zu: „Wachet!“ Wach auf noch zu rechter Zeit, – erkenne, daß wer in der Welt und mit der Welt, ohne Gott und Christus, in Sünden lebt, der lebt nicht, der schläft, – denn das Leben ist allein in Gott, der nimmer schläft, noch schlummert und allen Seinen Kindern verleiht, gleich Ihm zu wachen! Schlafet nicht, träumet nicht: die Zeit, aufzustehn vom Schlafe, ist da! –

 Im Namen JEsu ermahne ich euch: „Betet!“ Wer nicht wacht, kann nicht beten, – wer schläft, d. i. wer in der Sünde versunken ist und dadurch von Gott losgetrennt, der findet keinen Weg zu Ihm, der ist Ihm nicht nahe! Macht